1100 Mitarbeiter sollen zur günstigeren Konzerntochter wechseln. Gewerkschaft droht

Frankfurt. Mit altem Namen, aber neuem Konzept geht die Lufthansa mit ihrer Billigairline Germanwings im harten Wettbewerb mit Easyjet und Ryanair in die Offensive. Germanwings übernimmt mit Beginn des nächsten Jahres 30 Lufthansa-Maschinen und einen Teil der Strecken, kündigte Konzernchef Christoph Franz gestern an. Mit einer Flotte von 90 Flugzeugen soll die vergrößerte Lufthansa-Tochter ab 2015 endlich schwarze Zahlen schreiben. Da die Mitarbeiter dort weniger verdienen sollen, erhofft sich Franz hohe Einsparungen.

Der Billigableger, der bisher von fünf deutschen Standorten 90 Ziele in Europa und Nordafrika anfliegt, soll alle innerdeutschen und innereuropäischen Flüge des Konzerns übernehmen. Das wären rund 110 Ziele, sagte Franz. Nur die Flüge, die an den beiden Drehkreuzen Frankfurt oder München starten oder landen, würden weiter von der Kranich-Linie abgewickelt. "Wir trennen die beiden Geschäftsmodelle", sagte Franz. Die Marke Lufthansa bleibe ein Premiumanbieter bei den gewinnbringenden Langstrecken- und ihren Zubringerflügen, Germanwings werde als kostengünstige Alternative auf der Kurzstrecke etabliert. Auf Europaverbindungen abseits von Frankfurt und München fliege die Lufthansa jährlich Verluste "im deutlich dreistelligen Millionen-Bereich" ein, sagte Franz zur Begründung. Mindestens 800 Flugbegleiter und 300 Piloten der Lufthansa droht die Versetzung zu Germanwings, die für beide Berufsgruppen deutlich schlechtere Bedingungen bietet. Von lebenslangen tariflichen Gehaltssteigerungen bis auf Akademiker-Niveau wie bei der Lufthansa-Passage können Stewardessen bei Germanwings nur träumen. Auch die Piloten müssen für das gleiche Geld wie bei der Lufthansa deutlich länger arbeiten.

Damit sorgt der Ausbau von Germanwings bereits vor seiner Umsetzung für großen Ärger. "Die Schlichtung könnte daran scheitern", sagte Nicoley Baublies, Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo. Bis Sonntag werde die Gewerkschaft versuchen, doch noch einen Kompromiss mit der Lufthansa zu finden. Es gehe nicht darum, die Germanwings-Pläne zu stoppen, sondern für die betroffenen Kollegen Arbeitsplatzgarantien zu erreichen.

Für Passagiere scheint klar: Extras kosten künftig extra. Schon heute können Germanwings-Kunden wählen, ob ihnen der Flug mit Handgepäck und ohne Verpflegung genügt oder ob sie für einige Euro mehr einen Koffer aufgeben und sich Essen und Getränk servieren lassen wollen. Auch mehr Platz für die Beine ist gegen ein Aufgeld zu bekommen.