EADS und BAE Systems beenden Verhandlungen. Regierungen aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien verhindern Einigung

München. Der Zusammenschluss von EADS und BAE Systems wäre ein Jahrhundertdeal gewesen. Der von Frankreich und Deutschland beherrschte Luft- und Raumfahrtkonzern wäre mit dem britischen Rüstungsriesen über Nacht zu einer Waffenschmiede geworden, die ihresgleichen sucht. Doch nach 28 Tagen stehen EADS-Chef Tom Enders und sein BAE-Kollege Ian King vor den Trümmern ihrer ehrgeizigen Pläne. Beide Unternehmen gaben gestern ihre Pläne auf. Das Projekt würde nicht weiterverfolgt, teilten EADS und BAE mit.

Gescheitert sind die beiden Manager am Widerstand aus der Politik. Unerfüllbar waren die von nationalen Interessen geprägten Forderungen der Regierungen in Paris und Berlin. Und gegen die Regierungen, das weiß Enders nur zu gut - geht bei EADS überhaupt nichts. Für die beiden Manager ist das Scheitern der Megafusion ein Debakel, auch wenn Enders in der gestern versandten Mitteilung nur schreibt, dass er das Scheitern "schade" finde.

Der deutsche Topmanager sitzt erst seit Ende Mai auf dem EADS-Chefsessel und hatte sich eigentlich zum Ziel gesetzt, den Regierungseinfluss auf das Unternehmen deutlich herunterzufahren. "Wir brauchen nicht mehr staatliche Aktionäre und wir brauchen nicht mehr staatliche Einflussnahme, sondern weniger", hatte er bereits in seiner Zeit als Chef der größten EADS-Tochter Airbus gefordert. Die Fusion hätte - gerade so kurz nach Amtseintritt - ein Meisterstück für Enders werden können. Nun muss er die Scherben aufkehren. Vor allem gilt es, die angesichts schrumpfender Rüstungsausgaben in Europa schwächelnde Rüstungssparte Cassidian wieder fitzumachen. Dort machen sich nicht nur Betriebsräte Sorgen um Standorte und Arbeitsplätze.

Doch das gilt auch für Frankreich. Vor allem die Regierung in Paris hat klargemacht, dass sie Großaktionär bleiben will, um französische Interessen und Arbeitsplätze zu sichern. Die deutsche Seite war beim Thema Beteiligung verhandlungsbereit, wollte aber deutlichere Standort- und Arbeitsplatzgarantien. Managen ließen sich diese Gegensätze nicht.

Bestätigt darf sich auch der deutsche Koordinator für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze (CDU), fühlen. Er gilt als Enders-Gegner - und Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel. Er gehörte in den vergangenen Wochen zu den eifrigsten Kritikern der Pläne und begrüßte den Erhalt der Unabhängigkeit von EADS: "Ich bin davon überzeugt, dass EADS seine Stärken am besten selbstständig auf dem Weltmarkt zur Geltung bringen kann." Davon würden auch die deutschen EADS-Standorte profitieren. "Die Technologienation Deutschland hat ein originäres Interesse daran, dass Forschung, Entwicklung und industrielle Produktion bei uns stark bleiben." Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium hatte bereits im Frühjahr für Empörung im Konzern gesorgt. Damals forderte Hintze einen größeren Einfluss auf strategische Standort- und Personalentscheidungen - unter Androhung von Sanktionen.

Bitter ist für Enders die Niederlage, weil er das politische Geschäft eigentlich kennt. Der wegen seiner Militärvergangenheit "Major Tom" genannte Manager studierte Volkswirtschaft, Politik und Geschichte in Bonn und Los Angeles. Bevor er 1991 bei der früheren traditionsreichen Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) für die Luft- und Raumfahrtindustrie tätig wurde, war er unter anderem Mitglied im Planungsstab des Bundesverteidigungsministers.

Auf die größte und wichtigste Konzerntochter Airbus wird das Scheitern der Fusionsverhandlungen kaum Auswirkungen haben. Sie ist zusammen mit Boeing der führende Hersteller von Flugzeugen für die zivile Luftfahrt.