EADS sieht Fortschritte bei Verhandlungen für den Zusammenschluss mit BAE

Paris/Brüssel. In die festgefahrenen Verhandlungen um die geplante Rüstungsfusion von EADS und BAE kommt kurz vor Ende der Übernahmefrist etwas Bewegung. Frankreich und Großbritannien hätten sich in Gesprächen angenähert, teilte EADS gestern mit. Es gebe erhebliche Fortschritte bei den Verhandlungen über die Begrenzung der Staatsanteile an dem geplanten neuen Konzern. Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sprach ebenfalls von großen Fortschritten. "Aber reichen die Fortschritte aus? Das müssen die Initiatoren des Projekts sagen", sagte Le Drian. Allerdings bleibe eine Einigung von Paris und London weiter abhängig von einer Übereinkunft mit der deutschen Bundesregierung, die weiter ausstehe, hieß es Kreisen zufolge.

Zuvor hatten Medienberichte über ein Scheitern der Megafusion für Aufsehen gesorgt. In Berlin wird dem Vorhaben Kreisen zufolge kaum Zukunft beschieden. "Es sieht finster für die Fusion aus, weil es nach wie vor keinen Konsens der Regierungen gibt", hieß es aus Verhandlungskreisen. "Die Positionen sind die gleichen: Frankreich will sich prinzipiell das Recht sichern, den Anteil von Lagardere zu kaufen. Die deutsche Regierung will das Gleichgewicht mit Frankreich erhalten. Und die Briten wollen keinen staatlichen Einfluss." Offen blieb, ob die beiden Unternehmen bei der britischen Übernahmekommission eine Verlängerung der Fusionsfrist beantragen, die nach britischem Recht heute um 18 Uhr abläuft. Verhandlungsnahen Kreisen zufolge ist dies nur sinnvoll, wenn zumindest in Grundsatzfragen Einigkeit besteht.

Am Montag hatte Großbritanniens Verteidigungsminister wenig Hoffnung auf eine Einigung innerhalb der Frist gemacht: "Ehrlich gesagt, gehe ich nicht davon aus, dass es irgendeine Chance gibt, dass bis Mittwoch eine Vereinbarung steht", sagte Philip Hammond der BBC. Großbritannien könne allenfalls eine Beteiligung Frankreichs im einstelligen prozentualen Bereich akzeptieren, um dem Fusionsvorhaben seinen Segen geben zu können, sagte Hammond. Sollte Frankreich, das an EADS bisher 15 Prozent hält, allerdings noch den Lagardere-Anteil übernehmen, käme das Land im neuen Konzern auf 13,5 Prozent. Später sagte der Minister, die Regierung in London sei bereit, einen gleichen Anteil für Deutschland und Frankreich in Erwägung zu ziehen. In den Kreisen hieß es weiter, das Gleichgewicht in dem künftigen Konzern zwischen Frankreich und Deutschland stelle kein Problem dar.

Die Bundesregierung gab sich weiter zurückhaltend, machte aber immerhin deutlich, dass der Gesprächsfaden zwischen den Regierungen noch nicht endgültig abgerissen ist.

Ohne Einverständnis der Politik droht das Vorhaben zu platzen. Sollten die Grundsatzfragen bis heute gelöst werden, gäbe es aber noch ausreichend Zeit, andere Themen wie die Verteilung der Standorte zu klären, sagte ein mit dem Verhandlungen vertrauter Diplomat.

Mit der Fusion würde das weltweit größte Unternehmen der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungstechnik entstehen. EADS verfügt in Deutschland über 29 Standorte mit fast 50 000 Beschäftigten. Im Falle eines Zusammenschlusses mit BAE Systems entstünde ein Branchenprimus mit einem Umsatz von rund 72 Milliarden Euro und weltweit gut 220 000 Beschäftigten.