Bremen. Bauernpräsident Joachim Rukwied sieht die Massentierhaltung in Deutschland zu Unrecht an den Pranger gestellt. "Die Bauernfamilien stehen für Tierschutz", sagte Rukwied gestern nach einer zweitägigen Klausurtagung des Deutschen Bauernverbands in Bremen. Mit jeder neuen Investition werde ein weiterer Schritt im Bereich des Tierschutzes geleistet.

Um noch mehr für die tiergerechte Haltung etwa in der Schweinemast zu tun, bedürfe es aber langfristig höherer Preise. "Bislang hat der Lebensmitteleinzelhandel eine Billigstrategie gefahren", kritisierte Rukwied. Investitionen müssten sich aber für die Landwirte rechnen. "Wir erwarten eine neue Strategie des Lebensmitteleinzelhandels", sagte der Bauernpräsident.

Die Landwirtschaft sei die Schlüsselbranche des 21. Jahrhunderts, betonte Rukwied. Der Bedarf an Lebensmitteln werde weiter steigen. Deshalb müssten auch künftig alle landwirtschaftlichen Flächen in Europa und insbesondere in Deutschland genutzt werden. Der von der EU-Kommission geforderten Stilllegung von sieben Prozent der Ackerfläche aus Gründen der biologischen Vielfalt erteilte Rukwied eine klare Absage.

Insgesamt blickten die Landwirte in Deutschland zuversichtlich in die Zukunft, sagte Rukwied. Das gehe aus dem Konjunkturbarometer Agrar für September hervor. Grund für die gute Stimmungslage seien die gestiegenen Preise für Getreide, aber auch für Rinder und Schweine. Dem stünden allerdings auch höhere Kosten für Energie und Futter gegenüber.

Die Bauern wollen im nächsten halben Jahr mit 6,2 Milliarden Euro insgesamt 0,9 Milliarden Euro mehr investieren als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Investiert werde in Gebäude, Maschinen und erneuerbare Energien, sagte Rukwied. Im deutschen Bauernverband sind derzeit rund 300 000 Betriebe organisiert.