CAR-Institutsleiter Ferdinand Dudenhöffer erwartet lange Rezession der Branche

Berlin/München. Auf dem deutschen Automarkt zeichnet sich eine Rabattschlacht ungeahnten Ausmaßes ab. Grund dafür ist die Autoabsatzkrise in Europa, die die gesamte Branche und auch den deutschen Neuwagenmarkt erfasst zu haben scheint. Nach einer Marktanalyse des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen haben die Hersteller im September mit 435 Sonderaktionen versucht, ihre Modelle in den Markt zu drücken. So viele Verkaufsförderungen habe es noch nie gegeben, berichtete der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Damit wurde der bisherige Rekordmonat November 2011 deutlich übertroffen, in dem 397 Rabattaktionen registriert wurden.

In der Spitze boten die Autohändler neue Modelle mit bis zu 30 Prozent Preisnachlass an. Im Durchschnitt lag der Kundenvorteil demnach bei 12,9 Prozent Nachlass auf den Listenpreis. Noch deutlich höhere Rabatte gewährten dem Bericht zufolge die Internetvermittler. Bei den Online-Autohäusern lag der Preisvorteil für die 30 meist verkauften Neuwagen im Durchschnitt bei 18,5 Prozent, in der Spitze bei 33,6 Prozent.

Was für Autokäufer kurzfristig gut ist, könnte sich auf lange Sicht jedoch als verheerend für die gesamte deutsche Automobilindustrie erweisen. Der Leiter des CAR-Instituts sprach angesichts des Rabattniveaus schon jetzt von einer "brisanten Lage". Grund dafür ist seiner Ansicht nach eine Flut von neuen Modellen, die bei den Kunden in der momentanen Marktlage trotz ihres technisch hohen Standards und des Neuigkeitsfaktors nicht auf viel Gegenliebe stoßen. "Autokäufer können zwischen 356 unterschiedlichen Baureihen wählen", so Dudenhöffer. Trotzdem bewege sich "außer Rabatten fast nichts", erklärte Dudenhöffer. "Der Golf VII ist noch nicht bei den Händlern, aber Rabatte bis zu 20 Prozent sind schon da."

Dem widerspricht der Volkswagen-Konzern: Die Bestellungen für den erst im November bei den Händlern eingeführten neuen Golf lägen über den Erwartungen. Der VW-Vertriebsvorstand Christian Klingler betonte, VW gewähre "keine Riesenrabatte". "Das sind Lockangebote einiger weniger Händler im Internet", sagte Klingler.

Dudenhöffer befürchtet dagegen, dass der Automarkt in die Rezession fahre: "Wir müssen mit einer langen Krise rechnen." Diese beschränkt sich laut Dudenhöffer nicht nur auf die Volumenmärkte in Euro-Krisenländern wie Spanien und Italien, wo die Absätze innerhalb der ersten acht Monate des Jahres um 8,5 Prozent beziehungsweise 19,9 Prozent einbrachen. "Die Südländer haben uns angesteckt. Die Schuldenkrise und die Rettungsschirme, für die deutsche Steuerzahler geradestehen müssen, haben den Autofahrern die Kauflaune kräftig vermiest."