Betrugsverdacht wegen falscher Verträge zur Riester-Rente

Hamburg. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt wegen des Verdachts auf Betrug gegen elf ehemalige und noch aktive Mitarbeiter des Versicherungskonzerns Ergo. Die Beschuldigten leben zum Teil in Hamburg. Bei den Vorwürfen geht es um falsche Abrechungen und überhöhte Kosten sogenannter Riester-Verträge zur privaten Altersvorsorge. Die Fälle aus den Jahren 2005 und 2006 betreffen die Arbeit der Versicherung Hamburg-Mannheimer, die mittlerweile in den Ergo-Konzern aufgegangen ist.

Der Sprecher der Hamburger Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers, bestätigte gestern einen Bericht des "Handelsblatts". Er nannte dem Abendblatt aber eine geringere Zahl von Fällen, die untersucht würden: "Wir ermitteln seit Juni 2011. Betroffen sind 1600 Versicherungsverträge. Der Schaden, der den Versicherten entstanden ist, liegt jeweils zwischen 30 und 40 Euro", sagte Möllers.

Laut "Handelsblatt" wurden aus den Jahren 2005 und 2006 insgesamt rund 12 000 Riester-Verträge falsch abgerechnet, weil falsche Antragsformulare verschickt worden waren. Den Kunden wurden höhere Kosten berechnet, als auf den Formularen angegeben worden war. Intern war der Fehler bei Ergo schon im Oktober 2005 durch Informationen eines Kunden bemerkt worden, gut fünf Monate nachdem die falschen Vordrucke erstmals ausgegeben worden waren. Es gab darüber zwischen etlichen Beteiligten und Hierarchiestufen einen intensiven Austausch. Ergo entschädigte sämtliche Kunden aber erst im Jahr 2011, nachdem der Fall öffentlich bekannt geworden war. Der interne Schriftverkehr, den das "Handelsblatt" in Auszügen dokumentierte, belegt, dass das Problem erkannt und bewusst verdrängt worden war.

Dem Düsseldorfer Ergo-Konzern dürften diese neuen Informationen höchst ungelegen kommen. Das Versicherungsunternehmen geriet seit dem vergangenen Jahr immer wieder in die Schlagzeilen, weil Vertriebsmitarbeiter offenbar wiederholt mit Reisen in Sexklubs unter anderem in Ungarn belohnt und motiviert worden waren. Der Vorstandsvorsitzende Torsten Oletzky kündigte mehrfach umfassende Aufklärung an. Der Imageschaden für das Unternehmen ist dennoch beträchtlich.

Der Ergo-Mutterkonzern Munich Re hat bislang öffentlich nicht auf die Vorgänge bei dem Tochterunternehmen reagiert. Ergo weist im Zusammenhang mit den fehlerhaften Riester-Abrechnungen einen Betrugsverdacht zurück. Eine Täuschung durch aktives Handeln sei "nicht gegeben".

Auch bei anderen Versicherungsunternehmen, etwa der Zurich-Gruppe, gibt es neuerdings Hinweise auf Sexreisen von Außendienstmitarbeitern. Dabei soll es um Vermittler des Deutschen Herolds gehen. Laut "Bild" sind die 30 erfolgreichsten Vertreter eines eigenständigen Dienstleisters, der für den Deutschen Herold Versicherungen verkaufte, 1998 in ein Sex- Hotel nach Jamaika gereist. Der Deutsche Herold gehörte während der Sause vor 14 Jahren noch zur Deutschen Bank