In Europa werden die IBAN-Kontonummern für Privatkunden erst 2016 Pflicht. Die Hamburger Behörden führen sie schon jetzt ein

Hamburg. Eigentlich müssen Privatpersonen in Deutschland für Überweisungen im Inland erst vom 1. Februar 2016 an die neue, 22-stellige IBAN-Kontonummer verwenden. Doch Hamburger, die zum Beispiel die Betreuungskosten für ihre Kinder bei der Steuerkasse begleichen möchten, kommen schon jetzt nicht mehr an der bei vielen Verbrauchern ungeliebten Zahlenschlange vorbei.

Denn die Hamburgische Verwaltung stellt den Zahlungsverkehr ihrer Behörden, Hochschulen sowie einiger Landesbetriebe bereits seit September 2012 nach und nach auf das neue Format um. "Wir haben uns für den frühestmöglichen Umstellungstermin entschieden", sagte Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde. Er verwies dazu auf die langen Vorlaufzeiten bei Verfahrensänderungen im öffentlichen Bereich. Außerdem werde damit für den Zahlungsverkehr eine Einheitlichkeit im Euro-Raum hergestellt.

Ursprünglich hatte die Europäische Kommission die neue Kontonummer bereits zu Jahresbeginn 2013 verpflichtend machen wollen. Vor allem auf Drängen Deutschlands wurde der Termin aber noch einmal hinausgeschoben. Vom 1. Februar 2014 an müssen Unternehmen den neuen Standard verwenden, für Privatpersonen gilt bei Transfers im Inland jedoch eine Übergangsfrist bis 2016.

Das neue Kontonummernformat ist eine Voraussetzung für die Realisierung eines "Einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums" (englisch: Single Euro Payments Area, SEPA), in dem für Kunden keine Unterschiede mehr zwischen nationalen und grenzüberschreitenden Zahlungen erkennbar sein sollen. Am SEPA nehmen insgesamt 32 Länder teil; außer den 27 EU-Staaten sind es die Schweiz, Liechtenstein, Island, Norwegen und Monaco.

Das Ziel der EU lautet, grenzüberschreitende Überweisungen schneller und billiger zu machen. So fallen die hohen Gebühren für Auslandstransfers weg - allerdings nur bei Zahlungen in Euro. Außerdem müssten elf Millionen EU-Bürger, die in Europa außerhalb ihres Heimatlandes leben, nicht länger verschiedene Konten führen, hatte der EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier erklärt. Mit der Umstellung könnten Unternehmen, Banken und Haushalte innerhalb von sechs Jahren mehr als 120 Milliarden Euro sparen, so die Kommission. Nach dem SEPA-Standard werden die Zahlungen zudem innerhalb eines Arbeitstages ausgeführt.

In dem neuen Format setzt sich die Kontonummer aus einem zweistelligen Ländercode (DE für Deutschland), einer zweistelligen Prüfziffer, der achtstelligen Bankleitzahl und direkt anschließend der zehnstelligen Kontonummer zusammen, wobei die bisherige Bankleitzahl und die Kontonummer unverändert übernommen werden. Bankkunden finden ihre IBAN-Nummer in der Regel bereits auf den Kontoauszügen aufgedruckt.

Bei der Verbraucherzentrale Hamburg sieht man die Neuerung mit gemischten Gefühlen. Im Prinzip könne eine längere Kontonummer noch größere Sicherheit bieten, sagte Finanzexpertin Kerstin Föller. Aber mit der Umstellung sei auch ein handfester Nachteil für den Kunden verbunden: "Die Banken müssen künftig keinen Empfängerabgleich mehr vornehmen." Sie müssen also nicht mehr prüfen, ob die angegebene Kontonummer zu dem eingetragenen Empfänger passt. Die Folge: "Wenn man an irgendeiner Stelle eine falsche Zahl schreibt, kann das Geld auf dem falschen Konto landen und man hat Schwierigkeiten, den Betrag zurückzubekommen."

Einer Umfrage der Hamburger Beratungsgesellschaft Faktenkontor und des Marktforschers Toluna zufolge befürchten 46 Prozent der Deutschen, dass die Bankgeschäfte für sie mit der Umstellung auf die lange Kontonummer komplizierter werden. Und trotz der wegfallenden Gebühren würden 38 Prozent der Bankkunden lieber die alte Nummer behalten.

Tatsächlich werden in Deutschland laut Bundesbank bislang nicht einmal sechs Prozent der Überweisungen nach dem SEPA-Standard ausgeführt, ein deutlich geringerer Anteil als in manchen anderen Ländern. Dabei können sich die Deutschen über das neue Zahlenformat nicht beklagen: Zum Beispiel in Polen oder in Ungarn ist die IBAN-Kontonummer sogar 28 Stellen lang.