Länder streiten über Bedingungen für EADS und BAe Systems. Airbus erhält Milliardenauftrag

Paris/London/München. Die Fusionspläne der europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAe Systems stehen mehr denn je auf der Kippe. Der französische EADS-Großaktionär Arnaud Lagardère forderte gestern, das Konzept zu überarbeiten. Er bezweifelt, dass die EADS einen besonderen Nutzen aus dem Zusammenschluss mit den Briten ziehen könne. Die Lagardère-Gruppe hält zwar nur 7,5 Prozent der Anteile an EADS. Ein Aktionärspakt räumt ihr allerdings ein Vetorecht gegen Vereinbarungen über strategische Allianzen oder industrielle Zusammenarbeit ein.

Die Stellungnahme des Franzosen gilt als herber Dämpfer für die EADS-Spitze. So hatten EADS-Vorstandschef Tom Enders und Ian King, der die Geschäfte der britischen BAe Systems leitet, sich in der "Süddeutschen Zeitung" erneut für das Projekt eingesetzt. "Wenn sich die Gelegenheit ergibt, etwas noch Größeres und Besseres zu schaffen, müssen wir zugreifen", mahnen sie in einem Gastbeitrag.

Allerdings stellen nun auch CSU-Politiker Bedingungen für das Geschäft. In einem Papier an Parteichef Horst Seehofer fordern mehrere Wirtschafts- und Verteidigungspolitiker der Partei, dass das Hauptquartier des künftigen Konzerns in München angesiedelt werden müsse. Nur dann dürfte die Bundesregierung ihre Zustimmung geben, berichtete der "Münchner Merkur". Dagegen fordert die britische Regierung, den Verteidigungsbereich des fusionierten Unternehmens in jedem Fall in Großbritannien anzusiedeln. Auch müsse dieser Sektor von einem Briten geführt werden. Sollten Deutschland und Frankreich zu viele Rechte einfordern, werde Großbritannien bei der Entscheidung ein Veto einlegen.

Deutschland und Frankreich haben sich jedoch bisher noch nicht öffentlich auf eine gemeinsame Position zur Fusion festgelegt, hieß es dazu am Montag bei einem Treffen der Außen- und Verteidigungsminister im baden-württembergischen Müllheim. "Dieser Dialog zwischen uns ist sehr offen", sagte der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière sagte, dass auch bis zum 10. Oktober noch keine Entscheidung fallen müsse.

EADS-Chef Enders und BAe-Systems-Chef King appellieren an die Regierungen in Deutschland und Frankreich, ihre bisher kontrollierten Anteile an EADS aufzugeben und sich mit einer "goldenen Aktie" zufriedenzugeben, die ihren Einfluss sichert. Bisher verfügt jedes Land direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile. Die deutschen Interessen nimmt dabei Daimler wahr. Bei BAe Systems ist dagegen kein Staat Großaktionär.

Unterdessen hat die EADS-Tochter Airbus einen Milliardenauftrag erhalten. So bestellte die Fluggesellschaft Philippine Airlines (PAL) zehn weitere Mittelstreckenflugzeuge vom Typ A330. Nach Listenpreisen ist der Auftrag 2,3 Milliarden Euro wert. PAL hat bereits 44 Maschinen vom Typ A321 und zehn A330 geordert.