Hamburger Emissionshaus reagiert auf Markteinbruch bei geschlossenen Kapitalfonds

Hamburg. Das Hamburger Emissionshaus Nordcapital reagiert auf den Zusammenbruch des Marktes für geschlossene Kapitalfonds. Mit Wirkung zum 1. Oktober hat das Unternehmen seine Belegschaft von zuvor 90 Mitarbeitern um ein Viertel reduziert. "Für einige Mitarbeiter konnte in der Firmengruppe der E.R. Capital Holding eine neue Funktion gefunden werden, aber leider nicht für alle", sagte Nordcapital-Sprecherin Stefanie Rother dem Abendblatt. Zur E.R. Capital Holding des Hamburger Reeders Erck Rickmers zählen mehrere Schifffahrts- und Finanzierungsunternehmen.

Seit dem Höhepunkt der Weltfinanzmarktkrise im Jahr 2008 ist das Geschäft mit geschlossenen Fonds weitgehend zum Erliegen gekommen. Mit dieser Anlageform wurde in Deutschland in den 2000er-Jahren besonders erfolgreich das Eigenkapital für neue Schiffe eingeworben, die in Einschiffsgesellschaften nach dem sogenannten KG-Modell betrieben werden. Mit geschlossenen Fonds werden aber zum Beispiel auch Immobilien oder Windparks finanziert.

Vor allem Schiffsfonds haben in den vergangenen Jahren Verluste eingefahren, weil viele Frachter und Tanker derzeit nicht die nötigen Einnahmen für den Abtrag der Zinsen und die Tilgung von Krediten erwirtschaften. Das wirkte sich auch auf das Neugeschäft von Nordcapital aus. Hinzu kommt, dass neue gesetzliche Regelungen bevorstehen. Sie sollen bis zum Sommer 2013 in Kraft treten. So müssen in geschlossenen Fonds künftig womöglich mehrere Objekte zusammengefasst werden, um Risiken besser zu streuen. Details etwa zu der geplanten EU-Richtlinie AIFM sind bislang allerdings nicht bekannt. "Der Markt für geschlossene Fonds ist massiv eingebrochen. Signifikante Platzierungsvolumina sind derzeit nicht mehr zu erreichen", sagte Rother.

Nordcapital werde zunächst keine geschlossenen Publikumsfonds mehr vermarkten, sondern andere Modelle zur Finanzierung von Objekten anbieten. Die verbliebenen Mitarbeiter des Hauses sollen sich nun vordringlich um das Management der laufenden Finanzierungsprojekte kümmern.

Die Neuausrichtung von Nordcapital ist symptomatisch vor allem für den Hamburger Markt der Schiffsfinanzierer. Vor der Finanzmarktkrise galt die Hansestadt als weltweite Hochburg für Schiffsfinanzierungen, vor allem im Segment der Containerfrachter. Der Rückzug wichtiger Banken wie der Commerzbank aus dem Schiffsmarkt und der Niedergang des Fondsgeschäfts wirft die Frage auf, wie Hamburgs Finanzwirtschaft diese bislang exponierte Position wird verteidigen können.