Laut Studie haben Pkw von Dacia oder Suzuki ein großes Marktpotenzial. Etablierte Hersteller wie VW sind in diesem Segment schwach.

Hamburg. Noch vor wenigen Jahren wurden Billigautos wie etwa die Modelle der rumänischen Renault-Tochter Dacia in Deutschland belächelt. Doch nach Ansicht des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer haben sie eine erfolgreiche Zukunft vor sich: Um das Jahr 2030 herum würden weltweit 25 Millionen Billigautos verkauft, erwartet der Leiter des CAR - Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen. Im Jahr 2011 waren es erst 6,5 Millionen.

Dabei unterscheidet Dudenhöffer zwischen relativ billigen Autos - wie zum Beispiel dem rund 11 000 Euro teuren Geländewagen Dacia Duster - , die ungefähr ein Drittel weniger kosten als vergleichbare andere Pkw, und den absolut billigen Wagen, die auf die Märkte von Schwellenländern zielen und umgerechnet weniger als 5000 Euro kosten. In beiden Segmenten sind deutsche Hersteller bislang nicht vertreten.

"Das ist vor allem für Volkswagen ein Problem", sagte Dudenhöffer dem Abendblatt. "Denn VW will Weltmarktführer werden und muss daher überlegen, wie man auch in diesem Markt vertreten sein kann." Über die Beteiligung an dem japanischen Unternehmen Suzuki wollte VW auf diesem Gebiet vorankommen. "Es wäre wichtig gewesen, diese Chance zu nutzen. Aber dann hat man sich mit den Japanern verkracht."

Dabei gehört Suzuki zum Beispiel in Indien mit dem Modell Nano, das dort umgerechnet weniger als 3000 Euro kostet, zu den größten Anbietern. Der koreanische Hersteller Hyundai verkauft den Kleinwagen Eon dort für weniger als 4500 Euro. Und Nissan plane, die Marke Datsun für das Billigsegment wieder zu beleben. "Das zeigt, dass bedeutende Autobauer das Thema ernst nehmen", sagt Dudenhöffer. Dagegen fehle nicht nur bei VW, sondern auch bei Toyota, General Motors und Ford ein entsprechendes Konzept.

In Mittel- und Westeuropa dürften es Pkw der untersten Preiskategorie nach Einschätzung des Experten schon wegen der höheren Sicherheitsanforderungen zwar schwer haben. "Aber in Russland, Indien, China und in Südamerika werden sie die Motorisierung vorantreiben", so Dudenhöffer. Gerade diese Märkte aber gewinnen an Bedeutung. Laut einer gestern veröffentlichten Branchenstudie des Kreditversicherers Euler Hermes wird der Absatz in Europa in diesem Jahr um sechs Prozent schrumpfen, während der russische Automarkt um elf Prozent wachse, der indische um fünf Prozent und der brasilianische um sieben Prozent.

Doch steigen die Chancen des Billigautos wegen der Schuldenkrise auch in Süd- und Westeuropa: "Es muss damit gerechnet werden, dass in den nächsten Jahren in Frankreich, Italien, Spanien, Portugal und Griechenland das Pro-Kopf-Einkommen deutlich sinkt", sagt Dudenhöffer. Dacia, der Vorreiter in Europa, ist vorbereitet. Seit dem Frühjahr produziert die Günstig-Marke nun auch in Marokko.