Weniger als 70 000 Menschen ohne Job. Arbeitsagentur: aber leichte Konjunkturabkühlung

Hamburg. Am Hamburger Arbeitsmarkt wächst die Zuversicht: Zum ersten Mal in diesem Jahr gibt es weniger als 70 000 Arbeitslose in der Stadt. Zugleich ist die Zahl der offenen Stellen mit 16 500 auf ein neues Jahreshoch gestiegen. "Die positive Entwicklung wird 2012 anhalten. Wir gehen davon aus, dass auch bis zum Jahresende nicht mehr als 70 000 Menschen in der Stadt ohne Job sein werden", sagt Sönke Fock, Chef der Hamburger Arbeitsagentur, der gestern die jüngsten Arbeitsmarktzahlen für September vorstellte. Danach waren im September 68 431 Menschen in Hamburg arbeitslos. Das entspricht einer Quote von 7,2 Prozent - nach 7,4 Prozent im August.

Auch in Deutschland insgesamt ging die Zahl der Erwerbslosen zurück. Allerdings sank die Zahl im September nur noch um 117 000 auf 2,788 Millionen, teilte die Bundesagentur für Arbeit mit. Damit bleibt der Herbstaufschwung in diesem Jahr nur schwach. Denn nach der Sommerpause hatte es seit 2008 immer einen stärkeren Rückgang der Arbeitslosenzahlen gegeben. Insgesamt sank die bundesweite Arbeitslosenquote im Vergleich zum August von 6,8 auf 6,5 Prozent.

Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bleiben trotz der schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung weiter zuversichtlich. "Sie wirkt sich zwar auf den Arbeitsmarkt aus, allerdings zeigt er sich insgesamt weiter robust", sagte der Chef der Bundesagentur.

"Arbeit ist nach wie vor da." Davon ist Ministerin von der Leyen überzeugt. Allerdings seien die Unternehmen bei Einstellungen derzeit eher zögerlich. "Ich sehe, dass es für Arbeitslose schwieriger geworden ist, eine Beschäftigung zu finden", sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit.

Auch in Hamburg wird es schwieriger, Menschen in neue Jobs zu vermitteln. "Wir spüren eine leichte konjunkturelle Abkühlung", sagte Fock. Problematisch sei zudem, dass viele arbeitslose Bewerber nicht gut genug ausgebildet sind. Dazu kommt, dass der Staat die Förderung von Arbeitslosen zurückgefahren hat. "Ich kann hier nur an die Hamburger Unternehmen appellieren, sich für freie Stellen und für Ausbildungsplätze auch vermeintlich schwächere Bewerber anzuschauen und ihre Unterlagen nicht immer gleich zur Seite zu legen", sagte Sönke Fock.

Eine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt sieht die Bundesagentur für Arbeit aber nicht. Immerhin wachse die Beschäftigung weiter. "Die steigende Zahl der Erwerbstätigen steht so prominent und sichtbar da, dass man nicht von einer Trendwende sprechen kann", sagte Agenturchef Frank-Jürgen Weise.

So ist die Zahl der Erwerbstätigen im August im Vergleich zum Vorjahr um 420 000 auf 41,72 Millionen gestiegen. Die Zahl der Menschen mit regulären Jobs lag im Juli bei 28,90 Millionen und damit um 546 000 über der des Vorjahres. In Hamburg legte die Beschäftigung den jüngsten Zahlen zufolge um 21 387 auf 856 500 zu.

Für das kommende Jahr erwarten die Experten keine großen Überraschungen auf dem Arbeitsmarkt: "Es gibt keine Anzeichen dafür, dass es im kommenden Jahr wesentlich besser wird, aber auch keine, dass es wesentlich schlechter wird", sagte Weise. Die Drei-Millionen-Marke werde 2013 nur kurzzeitig überschritten - zum ersten Mal wohl saisonbedingt im Januar.