Hamburg Port Authority testet neues Verkehrssystem für Lkw. Daten können mit allen Smartphones empfangen werden. Speditionen zufrieden.

Hamburg. Nachrichten und Aufträge von seiner Spedition Glomb in Bremerhaven bekam Timo Lohmann schon immer über einen Bildschirm ins Führerhaus seiner Sattelzugmaschine. Seit drei Monaten jedoch gehen jetzt gezielt Meldungen aus dem Hamburger Hafen ein. Der Hintergrund: Der 420 PS starke Lkw gehört zu den 30 Fahrzeugen, die an einem Test der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) teilnehmen. Das Ziel: Alle Lkw im Hafen künftig so zu leiten, dass Staus auf den Zufahrtsstraßen in den Hafen und den angrenzenden Autobahnen vermieden und Wartezeiten beim Verladen von Containern verkürzt werden. Lohmann ist zufrieden: "Ich habe mich in wenigen Stunden in das System eingearbeitet und dank der Hinweise schon einige Staus umfahren."

Für HPA-Chef Jens Meier ist das Pilotprojekt "Smart Port Logistics" nicht weniger als der Auftakt einer "Reise in die Zukunft" des Umschlags. Denn eines ist klar: Straßen und Brücken im Hafen werden zwar für das künftig erwartete Wachstum ausgebaut, letztlich sind die Möglichkeiten aber begrenzt. Damit aber werden IT-Lösungen für das Verkehrsmanagement im Hafen zu einer Voraussetzung, um den Umschlag zu erhöhen. "Wir müssen Mut haben, neue Wege zu gehen, und Pioniergeist beweisen, um als Hafen weiter eine führende Rolle einzunehmen", sagte Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) gestern bei einem Besuch in der Zentrale der HPA.

Als Partner für das Projekt hat die Hafenverwaltung die Deutsche Telekom und den Softwarekonzern SAP mit ins Boot geholt. Mit ihrem für Logistikfirmen entwickelten Steuerungsportal TelematicOne sorgen die Bonner dafür, dass die Nachrichten aus dem Hafen auf allen Typen von Kommunikationssystemen sowie auf allen Smartphones empfangen werden können. Die Informationen selbst fasst SAP in einer virtuellen Datenwolke zusammen. Wie in einer Schaltzentrale werden dort die Nachrichten verarbeitet und dann an Lkw-Fahrer oder auch Speditionen weitergegeben. "Damit können die Transportaufträge in Echtzeit überwacht werden", sagte Jason Yotopoulos, der Leiter der globalen Forschungsorganisation von SAP, der gestern extra aus den USA eingeflogen war.

Mit "Smart Port Logistics" können sich Lkw-Fahrer die Region auf den Bildschirm holen, der sie sich gerade nähern. Sie erhalten dann gezielt nur die Informationen, die dort für sie wichtig sind. Derzeit werden neben der Straßenlage auch Staus und Brückenhebezeiten im Hafen gemeldet. Dazu lässt sich prüfen, wie stark die Parkplätze auf drei Autohöfen der Hamburger Spedition Hoyer gerade belegt sind. "Die Möglichkeiten lassen sich aber weiter ausbauen. So könnten Daten über den Treibstoffverbrauch, die Lenkzeiten der Fahrer oder auch über die Fracht einbezogen werden", sagte Dirk Pothen, Telekom-Geschäftsbereichsleiter für die Softwareentwicklung. Auch Übersetzungen in mehrere Sprachen gelten als unproblematisch.

Die HPA konnte ihre Aufgabe bei dem Pilotprojekt bisher mit geringem Aufwand schultern. "Wir haben die Daten unseres Verkehrsmanagements mit den Systemen von SAP und der Telekom verknüpft. Dabei sind wir abgesehen von 450 Arbeitsstunden mit 9500 Euro ausgekommen", sagte HPA-Chef Meier. Für die Bereitstellung der Informationen mussten die Speditionen bislang nichts zahlen. Wird das System eingeführt, würden Telekom und SAP voraussichtlich nach der Zahl der einbezogenen Lkw und der Menge der durchgeleiteten Daten abrechnen. In den kommenden Monaten wollen die drei Partner nun zunächst ihre Erfahrungen auswerten. Wann mit einem Regelbetrieb begonnen werden kann, ließ Meier gestern offen.

Klar ist hingegen: Auch bei der Hamburger Spedition Stapelfeldt, die allein 15 der 30 Lkw für den Test stellt, ist das Projekt gut angekommen. Inhaber Hans Stapelfeldt: "Die Geräte lassen sich leicht handhaben, arbeiten ausgezeichnet und werden daher von unseren Fahrern gern genutzt."