Frankfurt. Mehr als 60 Jahre nach der Firmengründung ist das Schicksal des insolventen Versandhändlers Neckermann so gut wie besiegelt. Der Traditionskonzern mit rund 2000 Beschäftigten werde zum 1. Oktober abgewickelt, teilten das Unternehmen und der Insolvenzverwalter gestern mit. Die Mitarbeiter seien am Morgen über ihre Entlassung informiert worden. Zuvor seien die Gespräche mit potenziellen Investoren gescheitert. Mit einem werde zwar noch verhandelt, aus rechtlichen Gründen werde aber die Schließung des Betriebs vorbereitet.

Hintergrund ist, dass das von den Arbeitsagenturen ausgezahlte Insolvenzgeld nur noch für die Gehälter in diesem Monat reicht, also bis Sonntag.

Nach dem Ausstieg des US-Investors Sun Capital kann Neckermann die Löhne und Gehälter nicht aus eigener Kraft zahlen. Das von Josef Neckermann gegründete Traditionsunternehmen, das später zum Handelskonzern Arcandor gehörte und in neckermann.de umbenannt wurde, steckt seit vielen Jahren in der Krise. Es gelang nicht, sich gegen die immer stärkende werdende Konkurrenz im Online-Handel durchzusetzen.

Der Schritt zur Abwicklung bedeute noch nicht das endgültige Aus für Neckermann, erläuterte die Insolvenzverwaltung. Um wen es sich bei dem verbliebenen Interessenten handelt, wollte der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Kühne nicht sagen. Er lasse aber nichts unversucht. "Bis zum Schluss kämpfen und hoffen wir - besonders für die Mitarbeiter." Die finanzielle Situation der betroffenen Firmen neckermann.de, Neckermann Logistik und Neckermann Contact Heideloh habe sich jedoch weiter verschlechtert. "Der bei der Insolvenzanmeldung Mitte Juli dieses Jahres sich abzeichnende Liquiditätskollaps verstärkte sich binnen der letzten drei Monate noch." In den vergangenen Tagen habe es noch intensive Verhandlungen mit einem Konsortium von Investoren gegeben, die aber gestern ihr Interesse am Investment zurückzogen.