Aber: Hamburger Solarkonzern kauft Vorprodukte nun günstiger

Hamburg. Rund ein Jahr nach der schmerzhaften Umschuldung hat sich die Finanzlage beim Hamburger Solarkonzern Conergy wieder verschärft. Der Vorstand prüfe, ob es zum Verlust in Höhe der Hälfte des Grundkapitals kommen könnte, teilte Conergy mit. Als Grund nannte das Unternehmen eine Einmalbelastung aus der Auflösung eines millionenschweren Liefervertrags mit dem US-Waferhersteller MEMC.

Conergy hätte nach dem Vertrag bis 2018 noch Silizium-Wafer im Wert von 600 Millionen Dollar (466 Millionen Euro) von MEMC zu hohen Preisen beziehen müssen. Nun sei der Zehnjahresvertrag für diese Vorprodukte per Vergleich vorzeitig beendet worden, teilten Conergy und MEMC mit. "Ab sofort kann das Unternehmen den Bedarf an Produktionsmaterialien frei von den im heutigen Marktumfeld ungünstigen Konditionen, die in dem Vertrag mit MEMC vereinbart waren, zu marktgerechten Preisen beziehen", so der Vorstand. "Conergy verbessert damit nachhaltig seine Wettbewerbsfähigkeit für die Zukunft." Kurzfristig kostet die Kündigung Conergy allerdings 21 Millionen Dollar, die MEMC als Sicherheitsleistung bekommen hatte und nun einbehalten darf. 5,5 Millionen Dollar muss Conergy erst Mitte 2013 zahlen. Der Vertrag mit MEMC stammt aus einer Zeit, als Wafer Mangelware waren und die Hersteller die Preise praktisch diktierten. Wafer sind die Vorprodukte für Solarzellen, die wiederum zu Solarmodulen verarbeitet werden. Conergy stellt selbst keine Solarzellen mehr her.

Die allgemeine Branchenkrise droht bei Conergy jedoch die ersten Erfolge des massiven Umbaus zunichte zu machen. Im ersten Halbjahr war es den Hamburgern noch gelungen, ihre Verluste deutlich zu reduzieren und sich damit vom Branchentrend abzusetzen. Im Sommer trübte sich die Lage aber dem Vernehmen nach deutlich ein - zudem verzögerten sich einige wichtige Projekte.

Conergy erwartet deshalb nun einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) "im mittleren zweistelligen Millionenbereich". Bislang hatte der Vorstand ein leicht positives Ebitda in Aussicht gestellt. Conergy hatte zuletzt im Jahr 2005 einen Gewinn ausgewiesen und seitdem Verluste von insgesamt rund 841 Millionen Euro angesammelt. Im vergangenen Jahr waren es 162 Millionen Euro.