Anleger bevorzugen laut Umfrage sichere Geldanlagen. Auch Immobilien und Lebensversicherung. hoch im Kurs

Hamburg. Die Deutschen bevorzugen trotz der aktuell schwachen Renditen sichere Geldanlagen. Gefragt sind Lebensversicherungen, Bausparverträge, Festgeldkonten oder auch Immobilien, deren Risken als besonders gering eingeschätzt werden. Noch immer haben fast 68 Prozent der Bundesbürger ein Sparbuch, obwohl es darauf nur sehr geringe Zinsen gibt. An Aktien und Aktienfonds dagegen hat das Interesse seit der Jahrtausendwende deutlich nachgelassen. Beide Anlageformen zusammengefasst halten nur gut zehn Prozent der Bürger in ihren Depots, wie aus der VerbraucherAnalyse (VA) der Axel Springer AG und der Bauer Media Group hervorgeht, die gestern in Hamburg vorgestellt wurde.

"Das sicherheitsbewusste Anlageverhalten führt dazu, dass selbst bei einem Crash an den Finanzmärkten nur wenige Bürger in Gefahr gerieten, ihr Vermögen zu verlieren", sagte Andrea Treffenstädt, Markforscherin bei Axel Springer Media Impact. Die Expertin stellte gemeinsam mit Kristina Lincke, der stellvertretenden Leiterin der Bauer Media Research, die Studie vor. Für die Untersuchung, die als eine der größten Markt-Media-Studien in Europa gilt, haben die Mitarbeiter von vier Marktforschungsinstituten insgesamt 30 000 Bundesbürger befragt.

Zu den zentralen Ergebnissen zählt, dass sich die Wirtschaftskrise bislang kaum auf die Einkommen ausgewirkt hat. So kann heute jeder fünfte Haushalt mehr als 300 Euro monatlich sparen. Fast die Hälfte der Haushalte kommt auf bis zu 200 Euro. Dieser Wert hat sich gegenüber dem Jahr 2003 kaum verändert. Als Motive für das Sparen nennen die Befragten vor allem die private Altersvorsorge, Rücklagen für unvorhergesehene Ereignisse wie Arbeitslosigkeit sowie größere Anschaffungen und längere Urlaubsreisen. Auch für Kinder und Enkel wird häufig Geld zurückgelegt.

"Insgesamt haben die Deutschen in den vergangenen Jahren ihre Geld- und Bankgeschäfte zwar modernisiert und gehen professioneller damit um, sie sind aber konservativ geblieben", sagte Treffenstädt. So gibt es die meisten Konten weiter bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Des Weiteren bleiben die Kunden zumeist ihrem einmal ausgewählten Institut treu. Und Kreditkarten, die 34 Prozent der Kunden besitzen, sind hierzulande deutlich weniger verbreitet als im Ausland.

Auch das Online-Banking wird in Deutschland weniger genutzt als in anderen Ländern. Zwar erledigen inzwischen 34 Prozent der Bundesbürger ihre Bankgeschäfte über das Internet. Doch diese Zahl liegt weit unter den europäischen Spitzenwerten. Zum Vergleich: Norwegen kommt auf 83 Prozent, die Niederlande auf 77 Prozent und Schweden und Finnland auf 76 Prozent aller Kunden. Immerhin besitzen mittlerweile bundesweit 85 Prozent der Befragten eine EC-Karte und lediglich fünf Prozent können nicht auf ein Girokonto zurückgreifen.

Neben den Geldgeschäften der Deutschen war zudem das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Aussehen Gegenstand der VerbraucherAnalyse. Danach legen die Deutschen immer mehr Wert auf ihr Äußeres. Fast 80 Prozent finden ihre Erscheinung sehr wichtig - das sind knapp elf Prozent mehr als noch vor zehn Jahren.

Vor allem bei älteren Menschen ab 70 Jahren und bei Männern hat der Wunsch, besonders attraktiv zu wirken, überdurchschnittlich stark zugenommen. So waren vor zehn Jahren erst 63 Prozent aller Männer daran interessiert. Heute sind es fast 72 Prozent. "Mehr und mehr Menschen setzen auf den Schönheitsfaktor", ist das Fazit von Bauer-Expertin Lincke.

Für ihr Aussehen nehmen die Deutschen zusätzliche Ausgaben in Kauf. Denn sowohl Frauen als auch Männer achten bei Parfums, Kosmetik, Haarpflegemitteln oder Mode vor allem auf die Qualität und deutlich weniger auf den Preis. Auffällig dabei ist auch, dass in den vergangenen zehn Jahren gerade in den kleineren Orten mit weniger als 5000 Einwohnern und bei den Haushalten mit geringem Einkommen der Wunsch nach einem attraktiven Aussehen am stärksten gestiegen ist.

Das Interesse an der Schönheit spiegelt der deutsche Zeitschriftenmarkt wider. So werden die 58 wöchentlichen, 14-täglichen oder monatlichen Frauen- und Lifestyletitel von 32 Millionen Menschen gelesen. Bei den Frauen zwischen 14 und 39 Jahren sind dabei Mode, Frisuren, Schönheits- und Körperpflegetipps die Topthemen. Ab 40 Jahren wenden sich die Frauen dann eher Informationen zu ihrer Gesundheit zu. Für Männer und Frauen gemeinsam gilt: Mehr als die Hälfte interessiert sich stark für Themen rund um die Fitness.

Die gestern vorgestellte VerbraucherAnalyse, die im Jahr 1982 zum ersten Mal vorgelegt wurde, war gleichzeitig auch die letzte. Denn im kommenden Jahr wird nicht nur sie, sondern auch die Typologie der Wünsche (TdW) von Hubert Burda Media durch eine neue umfassende Studie ersetzt. Unter dem Titel Best4Planning werden sich daran neben der Axel Springer AG und der Bauer Media Group auch der Burda-Verlag und Gruner + Jahr beteiligen. Herausgeber der neuen Untersuchung soll ein gemeinsames Unternehmen werden, an dem die vier Verlage zu jeweils 25 Prozent beteiligt sind. Die ersten Ergebnisse dieser Studie sollen spätestens im kommenden September vorgelegt werden.