Schwacher Export drückt Stimmung bei Firmenchefs. Hamburgs Wirtschaft legt 1,2 Prozent zu

München/Hamburg. Die weltweite konjunkturelle Abkühlung trifft auch die deutsche Wirtschaft immer stärker. Die Bundesländer meldeten ein langsameres Wachstum, und der Ifo-Geschäftsklimaindex verlor den fünften Monat in Folge an Wert. Der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft fiel zwischen August und September um 0,9 Zähler auf 101,4 Punkte, teilte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo gestern mit. Dies ist der niedrigste Stand seit Februar 2010. "Die bremsenden Einflüsse auf die Konjunktur dominieren weiterhin", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

UniCredit-Volkswirt Alexander Koch sprach von einer "negativen Überraschung". Dieses Minus verdeutliche die Abwärtsrisiken für die deutsche Konjunktur. Experten hatten zumindest mit einer Stagnation beim Ifo-Index gerechnet. Die geplanten Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank und die Billigung des Euro-Rettungsfonds ESM durch das Bundesverfassungsgericht haben laut Ifo-Experte Klaus Wohlrabe "wohl eher die Finanzmarktexperten bestärkt als die Firmen". Im Gegensatz zum Ifo-Index war der Konjunkturindikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in der vergangenen Woche erstmals seit März wieder gestiegen. Das ZEW befragt dazu Analysten und institutionelle Anleger. Allerdings waren etwa die Hälfte der Antworten beim Ifo-Institut vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts eingegangen, das den Weg für den dauerhaften Rettungsschirm ESM frei machte. Weil vor allem der Export schwächelt, befürchten viele Befragten sogar eine Rezession.

Die Hamburger Wirtschaft ist im ersten Halbjahr verhalten gewachsen. Gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs ergab sich ein reales Plus der Wirtschaftsleistung (BIP) von 1,2 Prozent, teilte das Statistikamt Nord mit. Im gesamten Vorjahr lag das Wachstum bei 1,9 Prozent. Trotz der Abschwächung entwickelte sich Hamburg geringfügig besser als der Bundesdurchschnitt, wo real ein Zuwachs von 1,1 Prozent gemessen wurde. Von der Industrie gingen kaum Wachstumsimpulse aus, dagegen legten einige Dienstleistungsbereiche zu. Vor allem das Gastgewerbe, der Handel und die Unternehmensdienstleister verzeichneten spürbare Zuwächse. Die Wirtschaft in Schleswig-Holstein legte preisbereinigt um 0,5 Prozent zu, in Niedersachsen um 1,6 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern um 1,1 Prozent.