Frankfurt/Hamburg. Euro-Krise, nervöse Aktienmärkte und weltweite Konjunktursorgen: In diesem schwierigen Umfeld haben nur wenige Unternehmen 2012 den Sprung an die Börse gewagt. Der Markt für Neuemissionen sei rund um den Globus eingebrochen, hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young beobachtet.

Auch deutsche Firmen wie Iglo oder Rheinmetall, die sich eigentlich 2012 mit frischem Kapital eindecken wollten, warten auf bessere Zeiten. Jetzt steigt der Deutsche Aktienindex (DAX), die Börse verspricht wieder mehr Stabilität - und der drittgrößte deutsche Versicherer Talanx traut sich nun doch mutig aufs Parkett.

Seit Freitag verkauft der Debütant seine Aktien, erster Handelstag soll der 3. Oktober sein. Der Versicherer aus Hannover will mit seinem Initial Public Offering (IPO), wie das Platzieren frischer Aktien auch genannt wird, für einen Zwölf-Prozent-Anteil etwa 500 Millionen Euro bei den Anlegern einsammeln. Es dürfte der größte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr werden. Auch ein Hamburger Unternehmen ist daran beteiligt: Das Privatbankhaus Berenberg ist zusammen mit der Deutschen Bank Konsortialführer.

Kleininvestoren, die derzeit händeringend nach Gewinn versprechenden Geldanlagen suchen, sollten sich allerdings keine falschen Hoffnungen machen, mahnt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Sie kämen bei der Zeichnung von Newcomern erst gar nicht zum Zuge. "Privatanleger spielen absolut keine Rolle mehr", sagt auch Falko Bozicevic vom Fachmagazin "Going Public". Frische Aktien gehen zum Großteil an institutionelle Großanleger. Und sollten Privatleute doch zum Zuge kommen, kann ein Investment schnell Verluste bringen. Wie Bozicevic erklärt, landete ein Großteil der Neuemissionen der vergangenen fünf Jahre im Minus. Wer investierte, ging meist finanziell baden. Vielen Debütanten erging es wie Facebook: Sie verloren seit ihrer Erstnotierung deutlich an Wert.