UFO spricht von “Provokation“ und fürchtet Auslagerung von 1200 Jobs.Tochter Germanwings soll zu Billiglinie ausgebaut werden.

Frankfurt/Hamburg. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO hat die Entscheidung des Lufthansa-Vorstands für eine neue Billigtochter als provokativ kritisiert und zugleich für den Verzicht auf Personalauslagerungen Zugeständnisse angeboten. "Das gießt einfach Öl ins Feuer", sagte der UFO-Vorsitzende Nicoley Baublies. Der Lufthansa-Beschluss, Direktflüge in die Tochter auszulagern, solle vor den Gesprächen mit UFO Fakten schaffen. Er sei instinktlos oder eine Provokation, die die Gespräche erschwere.

Baublies fürchtet, dass rund 1200 Lufthanseaten zu einem Wechsel gezwungen werden könnten. Der Vorstand der Kranich-Airline plane "eine zweite Lufthansagesellschaft mit deutlich abgesenkten Tarifbedingungen". Die Tochter Germanwings, die zu der neuen Billiglinie ausgebaut werden solle, zahle 30 bis 40 Prozent weniger als die Lufthansa.

"Das ist das klassische Vorgehen, das schon die gescheiterte Drogeriekette Schlecker versucht hat", bemängelte der UFO-Vorsitzende. Auch Schlecker habe neben normalen Filialen XXL-Märkte mit schlechteren Tarifbedingungen gegründet.

Baublies forderte "die Lufthansa auf, mit uns Vereinbarungen zu treffen, dass das Gesamtpersonal Zugeständnisse macht bei der Produktivität und den Gehältern. Dafür muss aber bei der Billigairline Personal der Lufthansa eingesetzt werden", betonte er. Das rechne sich auch für die Lufthansa: "Wenn 20 000 Leute vier Prozent geben, bringt das mehr, als wenn 1200 Leute 40 Prozent billiger sind."

Die neue Billigfluglinie sei eine "klassische Ausgründung", sagte Baublies weiter. "Es ist unser erklärtes Ziel, gerade eine Ausgründung zu verhindern." Dies werde auch Thema der Gespräche sein, die UFO und Lufthansa parallel zur vereinbarten Schlichtung im Tarifstreit führen. Eine Einigung in den parallelen Gesprächen sei "Kondition für die Annahmen des Schlichtungsergebnisses", betonte er.

Auf der Basis ihrer Tochter Germanwings will Lufthansa zum Jahreswechsel ihre Direktverkehre in Deutschland und Europa neu organisieren. Die Gesellschaft mit Sitz in Köln soll 90 Flugzeuge betreiben und bereits im ersten Jahr rund 18 Millionen Passagiere befördern. Sie wird für alle Flüge außerhalb der Drehkreuze München und Frankfurt zuständig sein. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr hat die Kernmarke Lufthansa Passage rund 65,5 Millionen Gäste geflogen.

Ein Markenname für das neue Produkt steht noch nicht fest, Favorit soll "Lufthansa Direct" sein. 2000 Flugbegleiter sowie 900 Piloten und Kopiloten sollen für die Gesellschaft arbeiten.

Neben Köln und Düsseldorf hatte sich auch Berlin Hoffnung auf den Firmensitz gemacht. Die Entscheidung der Airline für Köln sei "bedauerlich", sagte Ralf Kunkel, Sprecher der Berliner Flughafengesellschaft. "Aber die Lufthansa bleibt trotzdem ein wichtiger Partner und wird in der Hauptstadtregion weiteres Wachstum generieren."

Negative Auswirkungen auf Hamburg hat die Neuorganisation offenbar nicht. "Die Flugzeuge in Deutschland bleiben so verteilt wie bisher", sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. Etwa 35 Maschinen sollen von der Lufthansa Passage in die neue Gesellschaft verlagert werden, die restlichen Jets kommen von der bestehenden Germanwings-Flotte und der Lufthansa-Regionaltochter Eurowings.