Bis zu 450 Stellen fallen im Versand weg, 60 bei Quelle. Bald auch kein Katalog mehr

Hamburg. Sorgen bei den Beschäftigten des Hamburger Versandhändlers Otto: Allein in der Hansestadt will der Konzern bis zum Jahr 2015 bis zu 510 Stellen streichen. Bundesweit werden es 760 sein, verkündete gestern Otto-Vorstand Alexander Birken vor der Belegschaft. "Es handelt sich um geschätzte Maximalzahlen", sagte Otto-Sprecher Thomas Voigt. "Wir werden versuchen, betroffene Mitarbeiter in anderen Otto-Gesellschaften unterzubringen." Betriebsbedingte Kündigungen will der Konzern dennoch nicht ausschließen. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen", sagte der Otto-Betriebsratschef Uwe Rost.

Allein 450 Stellen könnten im Otto-Versand, der Keimzelle des Konzerns, bis 2015 wegfallen. Dies wären 14 Prozent der 3236 Vollzeitstellen. 60 von jetzt 70 Jobs sollen in der Schwestergesellschaft quelle.de in Hamburg gestrichen werden. Da bei dem Online-Händler die Renditen nicht den Erwartungen des Konzerns entsprechen, wird quelle.de künftig von Otto gemanagt. Weitere Jobs werden bei den Versendern Baur und Schwab gestrichen.

Unter anderem sollen die drei bislang voneinander unabhängigen Unternehmen in Deutschland enger zusammenarbeiten. So wird derzeit geprüft, ob Funktionen wie etwa Einkauf, Buchhaltung und Personal nicht mehr standortbezogen bei Otto, Baur oder Schwab, sondern zentral gemanagt werden können. Dies wird Stellen kosten. Wo und in welchem Maße der Arbeitsplatzabbau stattfindet, ist noch nicht bekannt.

Der Onlinehandel, der bei Otto bereits einen Anteil von 75 Prozent hat, soll weiter gestärkt werden. Die Firmen Otto, Baur und Schwab seien durchaus gesund. Das Unternehmen habe die Umstellung auf den Online-Handel besser hinbekommen als etwa Neckermann oder Quelle. "Wir wollen aus einer Position der Stärke heraus handeln und investieren", sagt Voigt.

"Wir werden Otto mittelfristig auf einen deutlichen Wachstumskurs bringen", sagte Vorstand Birken, der für das jetzige Restrukturierungsprojekt mit dem Namen "Fokus" zuständig ist. Schon im Jahr 2013 solle der Hamburger Versender wieder kräftig wachsen.

Um sich im Internet besser gegen Konkurrenten wie Zalando oder Amazon zu positionieren, wird auch ein komplett neues IT-Programm entwickelt, das den einzelnen Tochtergesellschaften des Konzerns mehr Gestaltungsfreiheit gewähren soll. Mit den zunehmenden Online-Bestellungen durch die Kunden ist auch das Ende des traditionellen, seit Jahrzehnten erscheinenden Otto-Katalogs absehbar. "Mittelfristig wird der Hauptkatalog auslaufen. Aber die Saison- oder Themenkataloge werden weiterhin gedruckt", sagte Otto-Sprecher Voigt.

Der Universalversender hat im vergangenen Geschäftsjahr mit weltweit 53 100 Mitarbeitern rund 11,6 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Allein in Deutschland beschäftigt die Otto Group 25 000 Menschen, davon 8000 in Hamburg. Neben den 3236 Beschäftigten, die beim Versender arbeiten, gibt es in der Stadt noch knapp 5000 Mitarbeiter in Beteiligungen wie etwa Bonprix. 2011 wurden in Deutschland 1000 neue Beschäftigte eingestellt, davon 200 in Hamburg.