Große deutsche Institute verdienten laut Studie im ersten Halbjahr 42 Prozent weniger

Frankfurt/Stuttgart. Schuldenkrise und Konjunkturflaute haben sich negativ in den Bilanzen deutscher Groß- und Landesbanken niedergeschlagen. Sie müssen sich nach einer Studie von Ernst & Young in diesem Jahr auf einen deutlichen Gewinnrückgang einstellen. "Die Banken stehen vor schwierigen Monaten. Die Konjunktur in Deutschland bereitet zunehmend Sorgen - steigende Insolvenzzahlen erhöhen das Risiko von Kreditausfällen", analysierte gestern Dirk Müller-Tronnier, Leiter des Banken-Bereichs der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft. Die dafür nötige Risikovorsorge, niedrige Zinsen und die höheren Liquiditätsanforderungen drückten auf die Erträge. "Gewinne wie im Vorjahr dürften für die meisten Banken kaum zu erzielen sein", konstatierte Müller-Tronnier.

Der Negativtrend zeigte sich bereits im ersten Halbjahr. Ernst & Young hat die Zwischenberichte der größten 13 Banken analysiert. Deren Gewinne sind vor Steuern um 42 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro geschrumpft. 2,8 Milliarden verdiente allein die Deutsche Bank - doch auch für sie bedeutete das einen Rückgang um fast zwei Milliarden. Das Minus lag unter anderem an der um die Hälfte auf 2,5 Milliarden Euro gestiegenen Vorsorge für faule Kredite. Die Zinsüberschüsse sanken um sieben Prozent, die Provisionsüberschüsse um zehn Prozent. Die Krise in der Schifffahrt wirft zudem Schatten auf die nach Schätzungen der Berater mehr als 100 Milliarden Euro an Schiffsfinanzierungen in den Büchern der Institute.

In den fünf Krisenländern am Rand der Euro-Zone seien die 13 Banken immer noch mit 143 Milliarden Euro engagiert, allen voran die Deutsche Bank und die Commerzbank, heißt es in der Studie. Allein in Spanien und Italien haben die Großbanken 50 Milliarden Euro an Unternehmenskrediten vergeben, hinzu kommen 36,5 Milliarden Euro an Staatsanleihen. "Solange sich die wirtschaftliche Talfahrt im Süden Europas fortsetzt, drohen weitere Verluste aus Kreditengagements vor allem bei Banken und Unternehmen aus den Krisenländern", warnt Müller-Tronnier.

Als Reaktion auf die Risiken träten die Banken auf die Kostenbremse, schreibt Ernst & Young. Ihr Verwaltungsaufwand sank im ersten Halbjahr insgesamt um eine Milliarde Euro. Die Mitarbeiterzahl sank um 1,4 Prozent auf 225 000.