Skandinavier erhöhen Importzölle für Lebensmittel kräftig

Oslo. Die astronomischen Lebensmittelpreise in Norwegen haben Heerscharen deutscher Urlauber in Atemnot gebracht. Umgerechnet 1,85 Euro für einen Liter Magermilch, zwölf Euro für ein Kilo Durchschnittskäse oder 23 Euro für dieselbe Menge Schweinelendchen könnten aber beim nächsten Fjord-Urlaub schon wie ein schöner Traum aus vergangenen Tagen wirken. Die Regierung in Oslo will Importzölle vor allem auf Käse und Fleisch kräftig anheben - zum Schutz der eigenen Landwirtschaft, sagte Agrarminister Trygve Slagsvold Vedum gestern.

Laut "Handelsblatt" hat die EU-Kommission bereits gegen die Zollpläne der Norweger protestiert. "Eine Änderung der Zolltarife ist unvereinbar mit bestehenden Vereinbarungen", hieße es im Protestschreiben der EU-Kommission an das Agrarministerium. Norwegen gehört nicht zur EU, ist aber Teil des Europäischen Wirtschaftsraumes (EWR). Die Lebensmittelpreise sind mit die höchsten in Europa.

Der Osloer Minister von der bäuerlichen Zentrumspartei begründete sein Vorhaben damit, dass man zum Schutz der heimischen Landwirtschaft "keine andere Wahl" habe. Er sagte der Zeitung "Nationen": "Der Zollschutz ist ein tragendes Element, um unsere eigenen Lebensmittelproduktion im ganzen Land zu sichern." Mehr als die Hälfte der norwegischen Lebensmittel werden importiert, die meisten davon aus EU-Ländern. Vor allem den aus Dänemark eingeführten Käsesorten drohen nun offenbar Erhöhungen der Zollsätze um 250 Prozent. Zuvor hatten sich die Nachbarn beschwert, weil seit dem Sommer ihre Hortensien in Norwegen mit einem Importzoll von 72 Prozent statt 0 Prozent belegt sind. Die Blumen sind weder für norwegische Haushalts-Budgets noch für Exportbilanzen des EU-Landes Dänemark richtig wichtig. Das hielt die Kopenhagener Handelsministerin Pia Ohlsen Dyhr aber nicht davon ab, bei der EU schon mal wegen möglicher Gegenmaßnahmen, etwa gegen norwegische Lachsexporte nach Europa, anzuklopfen. Da traf sie einen empfindlichen Punkt, denn Zuchtlachs aus Norwegens Fjorden mit einem Exportvolumen von 54 Milliarden Kronen (7,2 Milliarden Euro) pro Jahr ist alles andere als ein Klacks für die Handelsbilanz. "Wie reimt sich das auf unsere ständige Forderung nach Zollfreiheit für Lachs?", fragte "Bergens Tidende" mit Blick auf die plötzliche "Erfindung" des Hortensien-Zolls.

Der Minister von der Zentrumspartei denke bei den neuen Zollmauern gegen billigere EU-Konkurrenz nur an 40 000 Wählerstimmen aus der Landwirtschaft, sagte Roald Gulbrandsen von der Lebensmittelsektion des Wirtschaftsverbandes NHO: "Wir können uns aber nicht immer weiter von der EU entfernen." Als EWR-Mitglied habe sich das Land dem Abbau von Zollgrenzen verpflichtet.