Es sieht ganz so aus, als müsse Deutschland wegen des Steuerstreits mit der Schweiz nun doch nicht die Kavallerie gegen die Alpenrepublik ausreiten lassen, wie es der damalige Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) im Jahr 2009 in einem bildhaften Vergleich mit klassischen Westernfilmen gedroht hatte. Dabei können die Pferde nicht etwa deshalb ungesattelt bleiben, weil man bereits zu einer Einigung mit den "Indianern" im Nachbarland gekommen wäre.

Gleichzeitig scheint sich der Streitgegenstand aber ganz allmählich von selbst zu verflüchtigen: Ausländische Bankkunden ziehen Anlagegeld im dreistelligen Milliardenbereich aus der Schweiz ab. Zwar wird es sich nicht nur um Schwarzgeld aus Steuerhinterziehungen handeln. So mancher ehrliche Anleger dürfte der Schweiz aus anderen Gründen den Rücken kehren - und sei es nur, weil die dortigen Institute wegen des immer schwierigen Geschäfts mit dem Auslandsgeld ihre Gebühren anheben.

Man darf aber vermuten, dass auch die von deutschen Behörden gekauften CDs mit Daten von Steuersündern ihre abschreckende Wirkung getan haben. Nicht umsonst verglich die Schweizer Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf den Kauf der CDs, die gestohlene Bankdaten enthalten, mit "organisierter Kriminalität". Dennoch war es richtig, die Daten zu nutzen, schon um das Vertrauen in den Rechtsstaat nicht noch weiter zu beschädigen: Keinesfalls darf beim Bürger der Eindruck entstehen, man schone reiche Steuersünder.

Diese müssen sich jetzt andere, exotischere Fluchtorte suchen. Und die sind leider für die Kavallerie nicht so leicht erreichbar.