Die Finanzierung von Windkraft-Projekten wird in Deutschland schwieriger. Aber die Branche wächst laut Studien dennoch weiter.

Hamburg. Die Nutzung der Windkraft wird auch in den kommenden Jahren in den wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt weiter ausgebaut werden. Allerdings entwickeln sich die Märkte dabei sehr unterschiedlich. In Europa wachsen die Probleme vor allem bei der Finanzierung großer Windparkprojekte. Zu diesem Schluss kommen in zwei getrennten Marktanalysen die Commerzbank und die HSH Nordbank. Die Institute, die seit Jahren in der Finanzierung erneuerbarer Energien tätig sind, legten ihre Studien am Freitag in Hamburg vor dem Beginn der diesjährigen Husum Wind Energy vor, der Leitmesse der internationalen Windkraftbranche, die am kommenden Dienstag eröffnet wird.

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Für Deutschland erwarten beide Banken mit Blick auf die kommenden Jahre unterschiedlich starke Zuwächse bei der installierten Windkraft-Leistung. Die HSH Nordbank prognostiziert bis zum Jahr 2016 einen jährlichen Neubau von 2,1 bis 2,2 Megawatt, das entspricht mehr als 400 neuen Windturbinen im Jahr. Die Commerzbank kalkuliert mit einem Zubau von 3,5 Gigawatt von 2014 an. Einig sind sich die Experten beider Häuser, dass Deutschland den Weg zum Ausbau der Windkraft konsequent weitergehen sollte.

"Wir glauben an die Windkraft-Industrie und daran, dass die Windkraft ihren Beitrag zur Energieversorgung leisten wird", sagte Jan-Philipp Gillmann, Leiter der Sparte für erneuerbare Energien bei der Commerzbank. Lars Quandel, Leiter des Geschäfts mit erneuerbaren Energien bei der HSH Nordbank, sagte: "Die Windkraft wird langfristig einen wichtigen Beitrag zu einem bezahlbaren Energiemix leisten." Mit Erzeugungskosten von sechs bis acht Cent seien Windkraftwerke an guten Landstandorten in Deutschland heutzutage bereits "durchaus konkurrenzfähig mit Strom aus neu gebauten Kohlekraftwerken", sagte Quandel. Das Ziel müsse es sein, bei der Nutzung der erneuerbaren Energien - vor allem der Windkraft - mittelfristig ohne gesetzlich festgelegte Einspeisevergütungen auszukommen. Das gelinge nur durch fortgesetzte Senkungen bei den Fertigungskosten der Windkraftwerke und deren Installation. "Die Windkraftbranche und alle, die deren Wachstum begleiten, müssen dafür sorgen, dass die Nutzung der Windkraft in Deutschland subventionsfrei wird", sagte Quandel.

Die Institute stimmen auch darin überein, dass die Finanzierung von Windparkprojekten vor dem Hintergrund der Finanzmarkt- und Bankenkrise deutlich komplizierter wird. Die Banken müssen gemäß internationaler Richtlinien mehr Eigenkapital vorhalten als früher. Das verändert die Kreditvergabe vor allem für längerfristige Projekte. "Wir arbeiten daran, institutionelle Investoren wie Pensionsfonds oder Lebensversicherungen an Finanzierungen etwa großer Windparkprojekte mit zu beteiligen. Das sehen wir als Königsweg", sagte Gillmann. Durchgehende Finanzierungen mit einem Horizont von 15 bis 17 Jahren seien von den Geschäftsbanken nicht mehr ohne Weiteres zu leisten. "Fünf bis sieben Jahre sind dagegen kein Problem", sagte Gillmann. Entsprechend müssten Projekte nach diesem Zeitraum dann neu finanziert werden.

Die Projekte für große Windparks auf der deutschen Nordsee kommen aus vielen Gründen bislang nur schleppend in Gang. Beide Banken bezweifeln, dass der von der Bundesregierung angestrebte Aufbau von Offshore-Windparks mit elf Gigawatt Leistung auf der Nordsee bis 2022 gelingen wird. "Die Ausbauziele der Bundesregierung für den Offshore-Bereich scheinen besonders ambitioniert und nicht mehr realistisch zu sein", sagte Quandel. Dennoch bleibe Deutschland auch im kommenden Jahrzehnt "voraussichtlich der wichtigste Windmarkt in Europa".