Hamburg. Der Schwenk weg von der Atomkraft hin zum Strom aus regenerativen Energien bietet für Hamburg nach Auffassung von Michael Westhagemann, Vize-Präses der Handelskammer und Vorsitzender des Industrieverbands Hamburg, große Möglichkeiten: "Hamburg und Norddeutschland können weltweit zum Schaufenster der Energiewende werden." Schließlich setzten auch andere Länder zunehmend auf erneuerbare Energien. Unternehmen aus dem Norden hätten die Chance, ihre Erfahrungen auch in diesen Ländern anzuwenden, sagte Westhagemann auf dem 5. Hamburger Industrietag.

Wichtig sei es jedoch, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu werben. Denn, wenn es darum gehe, die für den Abtransport des von Windparks auf See erzeugten Stroms benötigten Hochspannungstrassen zu bauen, "wird man harten Gegenwind bekommen", sagte Westhagemann. "Wenn die Energiewende gelingen soll, muss man beim Netzausbau einen anderen Gang einlegen", sagte Hans-Jakob Tiessen, Chef von E.on Hanse. Ein Beispiel: Von den 850 Trassenkilometern, die laut einer Studie aus dem Jahr 2005 bis 2015 bundesweit gebaut werden müssten, seien bis heute erst 90 Kilometer fertiggestellt. Auf Basis der neuen energiepolitischen Ziele müssen aber 3800 Kilometer Hochspannungsleitungen neu gebaut werden.

"Der Netzausbau wird zur Achillesferse für die Energiewende", sagte auch Frank Golletz, Technischer Geschäftsführer des Stromnetzbetreibers 50Hertz. Schon jetzt, bevor die großen Windparks auf See errichtet sind, stoße das Netz immer häufiger an die Grenzen der Übertragungskapazität: "Im gesamten Jahr 2011 mussten an 45 Tagen Windräder abgeschaltet werden, in diesem Jahr schon an 54 Tagen."

Auch die Skepsis in der Bevölkerung im Hinblick auf die Energiewende ist groß: Laut einer Umfrage von TNS Emnid glauben nur 25 Prozent der Bürger, dass die Energiekosten in einem vertretbaren Rahmen bleiben.