Neues Chefduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen Jain stellt Strategie 2015+ vor. 2000 Stellen fallen weg, größtenteils im Investmentbanking.

Frankfurt. Die neuen Chefs der Deutschen Bank wollen das Geldhaus mit einem verschärften Sparkurs und einem radikalen Umbau fit für die Zukunft machen. "Die Deutsche Bank hat das Ziel, langfristig als Gewinnerin aus den fundamentalen Umwälzungen in der Finanzbranche hervorzugehen", erklärten Anshu Jain und Jürgen Fitschen gestern bei der Vorstellung der neuen Konzernstrategie 2015+ in Frankfurt. "Der mittelfristige wirtschaftliche und regulatorische Ausblick ist herausfordernd." Deswegen müsse sich Deutschlands größte Bank effizienter aufstellen. Von einer Revolution wollten die neuen Chefs aber nicht sprechen, eher von einer Anpassung des Geschäftsmodells.

Jain und Fitschen hatten im Juni die Nachfolge des langjährigen Vorstandschefs Josef Ackermann übernommen. Seither feilten sie an der Strategie, auf die Investoren rund um den Globus gespannt warten. Kernpunkt ist das Sparprogramm: Bis 2015 peilt das neue Führungsduo jährliche Einsparungen von 4,5 Milliarden Euro an. Die Finanzkrise habe auch bei der Deutschen Bank Spuren hinterlassen, erklärte Fitschen. "Das erfordert Antworten, die teilweise schmerzhaft sein werden. Das ist nicht zu leugnen." Der dazugehörende Abbau von knapp 2000 Stellen steht bereits seit Ende Juli fest, der Großteil davon entfällt auf das Investmentbanking. Die Personalanpassungen sollen 350 Millionen Euro bringen. Weitere 1,7 Milliarden Euro will die Bank nun aus der IT und den Verwaltungsbereichen herausholen. Der Verkauf von 40 Immobilien soll die Kasse zusätzlich aufbessern.

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Aber auch Schrumpfen gehört zum Plan: So wird die Deutsche Bank eine interne "Bad Bank" mit Vermögenswerten aufbauen, von denen sie sich in den nächsten Jahren trennen will. Dabei handelt es sich vor allem um verbriefte Wertpapiere, aber auch um andere Aktiva, die sich über die Jahre in ihrem Investmentbanking angesammelt haben und die nun nicht mehr zum Kerngeschäft zählen sollen - insgesamt Bilanzrisiken (RWA) von 135 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank will damit ihren Eigenkapitalbedarf senken. Die harte Kernkapitalquote - Aktien und Gewinnrücklagen im Verhältnis zu den RWA - soll bis März 2013 auf acht Prozent, bis Ende März 2015 auf mehr als zehn Prozent steigen. Analysten hatten die Kapitaldecke der Bank oft als zu knapp kritisiert. Eine Kapitalerhöhung schlossen die neuen Chefs abermals aus. Die durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern solle künftig mindestens zwölf Prozent betragen.

An der Börse kam die neue Strategie zunächst gut an. Die Deutsche-Bank-Aktie drehte deutlich ins Plus und notierte am Nachmittag als Tagesgewinnerin 2,9 Prozent höher bei 32,78 Euro. "Das Wesentliche ist, dass sie es schaffen werden, eine Kapitalerhöhung zu umgehen", sagte Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research. "Die angepeilte Nachsteuer-Eigenkapitalrendite von zwölf Prozent entspricht einer Vorsteuerrendite von 20 Prozent. Das ist ein guter Wert", merkte er an. Weltweit stehen Investmentbanken unter Druck, weil in der Schuldenkrise die Erträge wegbrechen. Bei der Deutschen Bank schrumpfte im zweiten Quartal der Vorsteuergewinn im Investmentbanking, der nach wie vor wichtigsten Sparte, um mehr als 60 Prozent auf 357 Millionen Euro. Zum ersten Mal seit Langem verdiente die Bank mit Privatkunden mehr. Im Konzern blieb am Ende weniger als eine Milliarde Euro übrig - knapp halb so viel wie im Vorjahr und ein Bruchteil dessen, was der große US-Konkurrent JP Morgan geschafft hat.

Die Vermögensverwaltung ist derzeit die größte Baustelle im Deutsche-Bank-Konzern. Der Verkauf großer Teile des Bereichs gelang nicht, verunsicherte aber die Kunden und führte zu massiven Mittelabflüssen. Nun will die Bank die Vermögensverwaltung komplett umbauen und das Geschäft mit privaten und institutionellen Kunden enger verzahnen.