Hamburg. Am 7. Mai hielt die Chefredaktion der "Brigitte" den Zeitpunkt für gekommen, sich mal wieder kräftig auf die eigene Schulter zu klopfen. Per Presseerklärung teilte sie mit, ihre Entscheidung vom Januar 2010 auf professionelle Models zu verzichten, habe "ein überwältigendes Echo" ausgelöst. Von den Leserinnen sei sie "begeistert aufgenommen" worden. Anlass der Jubelmeldung damals war die Entscheidung der "Vogue", künftig keine Mager-Models mehr zu zeigen. Nur vier Monate später teilt die "Brigitte" nun mit, ab sofort wieder professionelle Models ins Blatt zu holen.

Begründet wird diese 180-Grad-Wende mit dem Wunsch der Leserinnen. Womöglich ist die Entscheidung, ab sofort wieder mit professionellen Models zusammenzuarbeiten, aber aus Kostengründen getroffen worden. Denn wie es in Verlagskreisen heißt, war die Ohne-Models-Aktion teuer: Die Laien hätten ähnlich hohe Honorare wie die Profis bekommen. Allerdings seien die Produktionen mit den Amateuren wesentlich zeitaufwendiger gewesen. Das Kostenargument wird von Verlagsseite zurückgewiesen. Klar ist jedoch, dass es bei der "Brigitte" Handlungsbedarf gibt: In nur zehn Jahren sank die verkaufte Auflage um 100 000 Exemplare auf aktuell 601 000 Hefte. Zwischenzeitlich wurde sogar die Marke von 600 000 unterschritten.