Wiesbaden. Die größte chinesische Direktinvestition in Deutschland ist spruchreif: Das Staatsunternehmen Weichai Power beteiligt sich mit 738 Millionen Euro am Wiesbadener Konzern Kion, der Mutter des Hamburger Gabelstaplerherstellers Still. Für 467 Millionen Euro kauft Weichai 25 Prozent der Kion-Anteile, wie beide Unternehmen am Freitag mitteilten. Eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Tochter Linde Hydraulics lassen sich die Chinesen weitere 271 Millionen Euro kosten. Bei Aschaffenburg soll eine neue Fabrik entstehen.

Beide Seiten versprechen sich von dem Deal Vorteile: Kion will in China und anderen Schwellenländern wachsen, Weichai von der deutschen Technik und von dem erstklassigen Ruf profitieren. "Jeder weiß, was ,Made in Germany' überall auf der Welt bedeutet", sagte Weichai-Vorstandschef Tan Xuguang. Die Vereinbarung mit Kion sieht vor, dass die Chinesen ihren Anteil auf 30 Prozent erhöhen und weitere Anteile an Linde Hydraulics kaufen können.

Sein Unternehmen sei um eine gute Beziehung zur Belegschaft und zum Betriebsrat bemüht, sagte Tan. Mit Europa habe Weichai Erfahrung. Das Unternehmen habe bereits erfolgreich in Italien und Frankreich investiert.

Kion-Vorstandschef Gordon Riske sprach von einer "langfristigen, strategischen Partnerschaft". Das Unternehmen strebe einen Börsengang an, allerdings nicht in nächster Zeit. Tan erklärte, auch die chinesische Regierung habe das Geschäft befürwortet. Kion gehörte bis 2006 zum Industriegase-Konzern Linde. Die heutigen Eigentümer Goldman Sachs und KKR hatten beim Verkauf damals vier Milliarden Euro gezahlt. 2011 erzielte Kion einen Umsatz von 4,4 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn (Ebit) von 365 Millionen Euro. Ende 2011 hatte das Unternehmen 22 000 Beschäftigte. Weichai ist an der Hongkonger Börse notiert und gehört zur staatlichen Shandong Heavy Industry, einem der größten Hersteller von Baumaschinen und Nutzfahrzeugen in China.