Gewerkschaft demonstriert vor Hauptversammlung

Hamburg. Das Empfangskomitee für den neuen Eigentümer fiel nicht gerade freundlich aus. Etwa 20 Mitglieder der Gewerkschaft Ver.di hatten sich gestern mit einem Transparent vor dem Cinemaxx-Kino am Dammtor postiert: "VUE - Very Unhappy Employees" war darauf zu lesen. Die "sehr unglücklichen Mitarbeiter" spielten damit auf den britischen Mehrheitsaktionär Vue Entertainment an, dessen Chef Timothy Richards erstmals nach der Übernahme zur Hauptversammlung der Kinokette gekommen war.

Was die rund 1800 deutschen Cinemaxx-Beschäftigten erbost, sind die festgefahrenen Tarifverhandlungen, in denen Cinemaxx trotz eines Rekordgewinns nur eine Lohnsteigerung von 25 Cent pro Stunde angeboten hat. Einen Euro mehr verlangt Ver.di. Doch dazu sagte Timothy Richards gestern nichts. Ebenso wenig zu der Frage, die den Kleinaktionären im großen Saal des Cinemaxx-Kinos am meisten auf den Nägeln brannte: Werden die Briten, die mehr als 93 Prozent der Aktien kontrollieren, das Unternehmen von der Börse nehmen und die verbliebenen Anteilseigner hinausdrängen? Ein Squeeze-out ist sehr wahrscheinlich, bedarf aber noch einer gesonderten Hauptversammlung.

Am liebsten hätte sich der neue starke Mann bei Cinemaxx wohl gar nicht auf der Hauptversammlung gezeigt. Erst nach mehreren Aufforderungen von Aktionärsvertretern und seiner Wahl in den Aufsichtsrat stellte sich Richards dann doch noch ganz kurz vor, sprach von seiner Liebe zum Kino und seinen rund 23 Jahren Erfahrung in dem Geschäft. Cinemaxx sei ein "Weltklasseunternehmen", betonte er.

Konkrete Ausführungen zur Zukunft der Hamburger Kinokette blieben Vorstandschef Christian Gisy vorbehalten. Nach leichten Umsatzrückgängen von 94,1 auf 92,9 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2012 will die Kette mit Investitionen von rund 16 Millionen Euro wieder mehr Zuschauer anlocken. Geplant ist die komplette Digitalisierung aller Kinos, die Einführung eines neuen Soundsystems in 60 Sälen und der Austausch von 64 000 Sesseln. Zudem sollen sich Tickets künftig auch über Smartphones buchen lassen.