Hamburg. Mit Bildern von Bauernhöfen auf Fleisch- und Wurstverpackungen täuschen die Hersteller nach Einschätzung der Hamburger Verbraucherzentrale die Kunden bewusst über die wahre Herkunft ihrer Lebensmittel. "Anders als auf den Etiketten der Verpackungen suggeriert, stammt das Fleisch fast immer aus anonymen Agrarfabriken", kritisiert die Verbraucherschützerin Silke Schwartau. Konkrete Hinweise zur Herkunft des Fleisches fehlten oft auf den Verpackungen oder seien nur lückenhaft. Dies ergab eine Stichprobe unter ausgewählten Fleisch- und Wurstprodukten.

83 Prozent der Verpackungen zeigten grüne Wiesen, 56 Prozent Fachwerkhäuser. Auch Mühlen und hohe Bäume als weitere Inbegriffe des Dorf- und Landlebens fanden sich. Dazu kamen in nahezu allen Fällen Schlagworte wie "Bauer", "Hof" oder "Land" als Bestandteile des Produkt- oder Markennamens, bemängeln die Verbraucherschützer. Konkrete Angaben zu den tatsächlichen Haltungsbedingungen der Tiere fanden sich dagegen auf keiner Verpackung. Obwohl vielen Verbraucher das Tierwohl am Herzen liege, tappten sie aufgrund der Packungsgestaltung im Dunkeln. "Massenhaftes Leiden gehört zum schlimmen Alltag unserer Nutztiere. Eine Neuausrichtung der Tierhaltung ist längst überfällig", fordert Schwartau: "Wie bei Eiern sollte auch bei Fleischprodukten die Haltungsform auf den Verpackungen gekennzeichnet werden."

Selbst auf Nachfrage seien nur 17 Prozent der Produzenten bereit gewesen, Auskünfte zu den Haltungsbedingungen zu erteilen. Ökologisch erzeugte Fleisch- und Wurstware sei mit einem Marktanteil von 1,1 Prozent noch ein Nischenmarkt. Die idyllische Bild- und Wortwelt verhindere, dass sich ein Markt für tierschutzgerechte Nahrungsmittel etablieren könne.