Maritime Wirtschaftsverbände fürchten Ende der Schiffsfinanzierung. Arbeitsplätze in Gefahr

Hamburg. Die maritime Wirtschaft in Deutschland schlägt Alarm. Mit einem Brandbrief haben sich der Reederverband VDR, der Schiffbauverband VSM und der Maschinenbauverband VDMA an den maritimen Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto (FDP), gewandt. Vor dem Gipfel zur Schiffsfinanzierung am morgigen Donnerstag in Berlin warnen sie vor eine Abwanderung der Schiffsfinanzierung aus Deutschland. Sie würde, so heißt es in dem gestern vorgelegten Schreiben an den Wirtschaftsstaatssekretär Otto, "eine Schwächung des heutigen Wertschöpfungskreislaufs mit entsprechenden beschäftigungspolitischen Folgen bedeuten."

Bei ohnehin schwierigen Rahmenbedingungen für die Branche stehe die Schiffsfinanzierung nun an einem "kritischen Wendepunkt", argumentieren die drei Verbände. Mit dem Rückzug der deutschen Banken bestehe die Gefahr, dass sich das Geschäft verstärkt nach Asien verlagere. Damit aber sei nicht mehr sicher, dass Neubauten auf deutschen Werften, Neubauten deutscher Reeder sowie die Instandhaltung und Modernisierung der Flotten noch ausreichend finanziert werden könnten. Die Zulieferindustrie fürchtet zudem, bei Aufträgen aus dem Ausland deutlich weniger zum Zuge zu kommen. Denn die finanzierenden Banken im Ausland könnten künftig bei Schiffen den Einbau von Komponenten ausländischer Zulieferer statt deutscher Technologie vorschreiben. Damit würden die Firmen Marktanteile verlieren.

Bei den Werften geht es vor allem darum, im neuen Geschäftsfeld der Bauten für die Offshore-Industrie sowie bei Spezialschiffen wettbewerbsfähig zu bleiben. "Ohne eine ausreichende Kreditversorgung werden die deutschen Werften aber weltweit den Anschluss an das Geschäftsfeld verlieren", heißt es in dem Schreiben weiter.

Insgesamt sind in der maritimen Branche bundesweit 400 000 Menschen beschäftigt. Der Gesamtumsatz liegt zwischen 85 und 90 Milliarden Euro. Die Ausbildungsquote übertrifft mit sieben Prozent den bundesweiten Durchschnitt um einen Prozentpunkt.

An dem Gipfel in Berlin werden am Donnerstagnachmittag neben den Verbänden auch Vertreter mehrerer Bundes- und Landesministerien sowie von Banken und Wirtschaftsprüfungsfirmen teilnehmen. Dazu sind auch Politiker aus dem Bundeshaushaltsausschuss geladen. Am Donnerstag will VDR-Präsident Michael Behrendt in Hamburg die Forderungen der Verbände an die Bundesregierung zusätzlich erläutern.