Der Autobauer Volkswagen lüftet die ersten Geheimnisse des neuen Golf VII. Der Benziner soll nur 4,8 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen.

Wolfsburg. Irgendwie clever. VW schlachtet die Premiere des neuen Golf nach allen Regeln der Kunst und Wertschöpfung aus. In drei Etappen zelebriert der Konzern die Markteinführung, die von Mai 2013 auf November dieses Jahres vorgezogen wurde. Das Tuch von Golf Nummer sieben wird am 4. September gezogen, in der Berliner Neuen Nationalgalerie. Dann werden die Erstlinge wieder eingemottet, bis zum Pariser Autosalon drei Wochen später. Kurz danach darf ihn dann ein erlauchter Kreis zum ersten Mal testen.

Die Produktion ist in den Werken Wolfsburg und Zwickau bereits angelaufen, doch zu Gesicht bekam ihn nur ein verschworener Kreis der Mitarbeiter, die bei VW Dienst tun. Gestern nun rückten die Geheimniskrämer anlässlich eines Workshops die wichtigsten Daten heraus.

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Allerdings nicht bevor von Journalisten die Smartphones einkassiert wurden und eine Geheimhaltungserklärung abverlangt wurde. Zwei Modelle des Golf VII hatten sie auch mitgebracht - ein Karosseriegerippe und ein verhülltes Exponat, worüber der Sicherheitsdienst streng wachte. Immerhin durften Journalisten erstmals auf dem Fahrersitz Platz nehmen und vom heiligen Stuhl das Cockpit bestaunen. Schönheit kommt von innen.

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"Der Golf muss mit der Zeit gehen, er muss aber keine Revolution darstellen", sagte VW-Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg, der schon an der Entwicklung des Golf V mitgewirkt hatte. Schließlich dürften sich die alten Golf-Modelle "nicht verloren vorkommen". Er verspüre eine große Verantwortung, die der Konzern trage, so der Manager. Einen Flop kann sich niemand bei Volkswagen leisten. Auch der neue Bestseller soll sich bestens verkaufen, die Auflage von insgesamt 29 Millionen Exemplaren seit 1974 mehren. Allein in Deutschland wurde der Golf VI im ersten Halbjahr des Jahres 120 000 Mal zugelassen. "Der neue Golf ist das wichtigste Auto für VW und die wichtigste Autopräsentation des Jahres", findet Hackenberg. Dafür, glauben sie in der Autostadt, haben sie den Stolz der Familie ordentlich herausgeputzt.

Das neue Kleid soll dem Golf noch besser stehen, dafür hat er abgespeckt, bis 100 Kilo gegenüber dem Vorgänger. Mit jetzt 1150 Kilo wiegt er 22 Kilo weniger als der leichteste Vertreter der Golf-Klasse bisher, der BMW 1er, und hat sich auf dem Niveau des Vierer-Golf eingependelt. 23 Kilo verlor der jüngste Spross allein an der Karosserie. Nicht durch die Verwendung eines (teuren) Aluminiumaufbaus, sondern durch "ultrahochfesten" Stahl, der in einem Spezialverfahren geschmiedet wird.

Mit dem Leichtbau versuchen die Hersteller vor allem Kraftstoff zu sparen. Ein Viertel des Verbrauchs hängt vom Gewicht ab, so eine Faustregel. "3,x Liter" soll der Diesel laut Hackenberg nun auf 100 km/h verbrennen, 4,8 Liter der Benziner, das sind im Normverbrauch 23 Prozent weniger als der Vorgänger.

Die Maße haben zugenommen. Er ist mit 4,255 Metern jetzt 5,6 Zentimeter länger und 1,3 Zentimeter breiter (1,799 Meter) geworden, aber 2,8 Zentimeter flacher (1,452 Meter). Das klingt wie Haarspalterei, im Automobilbau sind das Quantensprünge. Denn durch eine so erlangte Verkleinerung der Frontpartie um 0,03 Quadratmeter erzielt der neue Golf nach Werksangaben den günstigsten aerodynamischen (cw-)Wert seiner Klasse.

Das Design wirkt sich auch günstig auf die Platzverhältnisse im Fond aus. VW verspricht 1,5 Zentimeter mehr Beinfreiheit, im Schulterbereich haben Mitfahrer hinten nun 3,1 Zentimeter mehr Platz. Auch der Kofferraum bekam etwas vom Raumgewinn ab und fasst jetzt mit 380 Litern 30 mehr als der Golf VI und bietet Platz für zwei Golftaschen. Geräumiger, leichter und sparsamer soll er sein und komfortabler und sicherer auch noch.

Ein Fünf-Zoll-Schwarz-Weiß-Touchscreen ist serienmäßig als aufgemotzter Bordcomputer in jedem Golf dabei, je nach Ausstattung wächst er auf 5,8 Zoll und sogar acht Zoll in Farbe und mit Navi, bedienbar wie das Smartphone auch mit Zeigefinger und Daumen. Ein Infrarotsensor sorgt dafür, dass sich die Anordnung auf dem Display verändert, wenn sich die Hand nähert. Weitere technische Spielereien gibt es auch - aber gegen Aufpreis.