Pizzaservice testet Elektrofahrzeuge und zieht positives Zwischenfazit. Ganzer Fuhrpark könnte umgestellt werden

Hamburg. Vor dem Eingang von Joey's Pizza Service am Valentinskamp parkt ein bunter Fuhrpark: zwei Elektroroller, die neben einer Stromzapfsäule auf den nächsten Energieschub für ihre Batterien warten, ein Fiat 500 mit Elektromotor und der Renault Twizy, ein futuristisch aussehender Zweisitzer, der auch in einem Science-Fiction-Film eine gute Figur machen würde.

Die Fahrzeugsammlung ist nicht Ausdruck einer Leidenschaft von Joey's-Pizza-Chef Karsten Freigang für Autos, sondern eine Testflotte des Bringdienstes auf seinem Weg zur emissionsfrei gelieferten Pizza. "Wir wollen frühzeitig Erfahrungen mit neuen, nachhaltigen Technologien sammeln", sagt Freigang über den bisher 100 Tage laufenden Betrieb mit den E-Mobilen, darunter sechs E-Roller und drei Elektroautos verschiedener Hersteller. Joey's gehört damit zu den Pionieren, denn nach Branchenangaben wurden 2011 erst 2000 Elektroautos abgesetzt, davon 100 an Privatkunden.

Der bisherige Eindruck von den batteriebetriebenen Fahrzeugen sei aber so gut, dass das Projekt nun ausgeweitet werden soll. "In Zukunft wollen wir auch in anderen Liefergebieten Erfahrungen sammeln, denn die Bedingungen für das Ausliefern sind unterschiedlich und damit nicht einfach übertragbar", so Karsten Freigang.

Wenn die Probephase sich über den Winter weiterhin so positiv entwickele wie bisher, will die Geschäftsführung ihren Franchisenehmern die umweltfreundlichen Fahrzeuge empfehlen. Der bundesweit führende Lieferdienst mit rund 190 Standorten in Deutschland hatte sich die Frage gestellt, welches Potenzial die E-Mobilität für einen Bringservice bietet.

Nach dem ersten Praxistest zieht das Hamburger Unternehmen, das im vergangenen Jahr 110 Millionen Euro umsetzte, gleich in mehreren Bereichen eine positive Bilanz, vor allem für die E-Roller. Die Umwelt profitiert, weil die Elektrofahrzeuge kein CO2 ausstoßen, und die Firma freut sich über sinkende Logistikkosten: Trotz höherer Preise für einen E-Roller von 4000 Euro (Benziner: 1500 Euro) amortisiert er sich ab rund 50 000 gefahrenen Kilometern. 30 000 Kilometer legt ein Pizza-Roller jährlich zurück. "Unsere Testphase zeigt, dass wir mit einer Umstellung eine spürbare Kosteneinsparung erreichen können", sagt Freigang. Bei einem E-Roller (Verbrauch: fünf kWh/100 km) liege sie bei rund fünf Cent je Kilometer verglichen mit einem Benziner (3,5 Liter Normalbenzin auf 100 km).

Bei dem Projekt kooperiert Joey's mit E.on Hanse. Der Konzern liefert die nötige Energie in Form von Ökostrom aus Wasserkraftwerken. Der Strom wird bei den Autos über eine Ladestation bezogen (Einstiegspreis: 495 Euro). Roller können aber auch an einer herkömmlichen Steckdose "betankt" werden, so E.on-Vertriebschef Otmar Ziesler. Übrigens ist Freigang nun auch persönlich von der neuen Art der Mobilität überzeugt: "Ich werde mir für den nächsten Sommer wohl selber einen E-Roller zulegen", sagt der Unternehmer.