Laut Studie nimmt auch der Anteil der Beschäftigten in Teilzeit und mit befristeten Verträgen zu

Wiesbaden. Die Menschen in Deutschland arbeiten häufiger am Wochenende und in der Nacht als noch vor 15 Jahren. Im vergangenen Jahr gingen 24,5 Prozent aller Beschäftigten auch sonnabends ihrem Beruf nach, berichtete das Statistische Bundesamt gestern im Bericht "Qualität der Arbeit 2012". 1996 waren es nur 18,8 Prozent. Auch der Anteil der Nachtarbeiter (23 bis 6 Uhr) stieg von 6,8 auf 9,6 Prozent.

Immer mehr Berufseinsteiger bekommen nur eine Bewährungschance auf Zeit. Der Anteil der 25 bis 34 Jahre alten Beschäftigten mit einem befristeten Arbeitsvertrag verdoppelte sich binnen 15 Jahren von zehn auf 19 Prozent fast. Damit hat der flexiblere Arbeitsmarkt den Einstieg ins Berufsleben verändert. "Junge Erwerbstätige beginnen ihr Arbeitsleben heute mit weniger Beschäftigungssicherheit", erklärten die Statistiker. Im Vorjahr waren rund neun Prozent der Arbeitnehmer über 25 Jahren befristet beschäftigt, 1991 waren es nur 5,8 Prozent. Vor allem Berufseinsteiger und Stellenwechsler starten häufig mit einem zeitlich begrenzten Vertrag. 40 Prozent derjenigen, die weniger als zwölf Monate bei ihrem Arbeitgeber tätig waren, hatten einen befristeten Arbeitsvertrag.

Ein großer Trend in dem Zeitraum war die Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung von 14 auf 27 Prozent, die dazu führte, dass die durchschnittliche Arbeitszeit aller Erwerbstätigen auf 35,5 Stunden sank. Das waren fast drei Stunden weniger als unmittelbar nach der Wiedervereinigung. Menschen in vollen Jobs mussten hingegen länger arbeiten: Arbeitnehmer legten im Schnitt 40 Minuten auf 40,7 Stunden drauf, was leicht über dem EU-Wert von 40,4 Stunden lag. Besonders lange Arbeitszeiten haben Selbstständige und Führungskräfte. EU-weit am niedrigsten war die Arbeitszeit 2011 in Dänemark (37,7 Stunden) sowie Irland und Norwegen (je 38,4 Stunden). Die höchste Wochenarbeitszeit gab es in Großbritannien (42,2 Stunden), in der Schweiz und Österreich (je 41,8 Stunden). Rückläufig ist die Tarifbindung: Nur noch für 61 Prozent (1998: 76 Prozent) der Arbeitnehmer im Westen und 49 Prozent (1998: 63 Prozent) im Osten sind die Kollektivverträge über Entgelt und Arbeitsbedingungen verbindlich.

Teilzeit ist in Deutschland zu rund 80 Prozent Sache der Frauen, die meist (54 Prozent) wegen der Familie beruflich kürzertreten. Von 100 Frauen hatten 46 im Jahr 2011 eine bezahlte Arbeit. Bei einem Bevölkerungsanteil von 51 Prozent bleiben sie damit zwar am Arbeitsmarkt unterrepräsentiert, holen aber auf. 1991 standen erst 42 Prozent im Erwerbsleben. Vor allem ältere Frauen suchten sich neue Jobs. Weiterhin Nachholbedarf gibt es bei den Führungskräften, unter denen der Frauenanteil trotz Wachstums nur 30 Prozent betrug. Und auch die Lohnlücke bleibt: Seit 2002 nahezu unverändert lag der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Frauen um 23 Prozent niedriger als der der Männer.