Seoul. Ein Gericht in Südkorea hat den Vorsitzenden des Mischkonzerns Hanwha wegen Treuebruchs zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt. Gegen den Konzernchef Kim Seung Young verhängte das Bezirksgericht West in Seoul gestern zudem eine Geldstrafe von 5,1 Milliarden Won (3,6 Millionen Euro). Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der 60-Jährige illegal Gelder von Konzerntöchtern für die Rückzahlung der Schulden von Firmen abgezweigt hatte, die er unter einem anderen Namen betrieb.

Hanwha ist das zehntgrößte Industrieunternehmen des Landes mit einem Umsatz von 35 Billionen Won (25 Milliarden Euro). Der Konzern startete 1952 mit dem Verkauf von Sprengstoffen, ist auch in den Bereichen Finanzen und Bau aktiv und bietet für das insolvente deutsche Solarunternehmen Q-Cells. Eine der 50 Tochtergesellschaften ist Hanwha Solar. Das Fotovoltaikunternehmen ist seit Beginn der Saison 2011/2012 im Hamburger Weg als Sponsor des Fußball-Bundesligaklubs HSV tätig.

Das Urteil im Prozess gegen Kim wurde in Südkorea als ungewöhnlich hart bewertet. In der Regel kamen bisher Chefs von Großkonzernen des einstigen wirtschaftlichen Tigerstaates, die wegen Vermögensdelikten überführt wurden, mit Bewährungsstrafen davon.

Kim habe dem Konzern durch Ausnutzung seiner Macht Verluste zugefügt, wurde der Richter Seo Gyung Hwan von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Er habe keinerlei Reue für sein Vergehen gezeigt. Aus dem Umkreis Kims habe es geheißen, er werde Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Die Staatsanwaltschaft hatte neun Jahre Haft gefordert. Kim hatte die Vorwürfe der Anklage bestritten. Er wurde direkt nach der Urteilsverkündung abgeführt.

Vor fünf Jahren hatte Kim eine 18-monatige Bewährungsstrafe wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung erhalten. Er hatte mit seinen Bodyguards Barangestellte geschlagen, nachdem sein Sohn im Streit mit ihnen verletzt worden war.