Preise für Mehlherstellung steigen um bis zu 35 Prozent. Werden Brot und Brötchen teurer?

Berlin. Die deutschen Mühlen müssen Getreide zur Brotmehlproduktion so teuer einkaufen wie nie zuvor. Angesichts der angespannten Lage auf den globalen Märkten seien die Preise für Brotgetreide um 25 bis 35 Prozent höher als vor zwölf Monaten, teilte der Verband Deutscher Mühlen (VDM) gestern in Berlin mit. Für die Branche zeichneten sich Mehrkosten beim Rohstoffeinkauf von 400 Millionen Euro ab. "Noch nie haben wir zur Erntesaison so ein hohes Preisniveau gesehen", sagte der VDM-Vorsitzende Hans-Christoph Erling.

Die Getreidepreise in Deutschland erreichen derzeit Spitzenwerte. 250 Euro je Tonne notieren die deutschen Produktenbörsen derzeit im Schnitt für einfachen Mahlweizen. Die Mühlen könnten Kostensprünge von 50 Euro je Tonne Weizen und Roggen nicht mehr auffangen und hätten bereits mit Preissteigerungen begonnen, so der Verband. Ob dies auch zu Preiserhöhungen bei Brot und Brötchen führen könnte, müssten die Bäcker kalkulieren. "Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass die Bäcker das wegstecken können", sagte Erling.

Hintergrund der hohen Preise ist die Knappheit von Getreide auf den Weltmärkten. Die deutschen Mühlen beziehen zwar 95 Prozent des Brotgetreides, also Weizen und Roggen, aus dem Inland. Die Preise werden aber maßgeblich von den internationalen Getreidemärkten bestimmt, die wegen einer extremen Dürre im wichtigen Anbauland USA angespannt sind. Wegen Ernteausfällen reichten die Weltgetreidevorräte derzeit für nur noch 69 Tage, erläuterte der Mühlenverband.

Mit dem kommenden Wochenende soll die Getreideernte in Deutschland weitgehend abgeschlossen sein. Der Verband rechnet in diesem Jahr mit einer Brotgetreideernte von 25,9 Millionen Tonnen, davon 22,5 Millionen Tonnen Weizen und 3,4 Millionen Tonnen Roggen. "Die Ernte wird besser ausfallen als im letzten Jahr, als wir unter schlechtem Wetter litten", sagte Erling. Die Qualitäten beim Brotgetreide seien ordentlich. In Regionen, in denen Fröste die Getreidebestände stark geschwächt hätten, würde die Qualität aber deutlich abfallen.

Die 550 deutschen Mühlen erwirtschaften laut Verband mit 6000 Beschäftigten einen Jahresumsatz von knapp 2,5 Milliarden Euro.