Experten fordern Verbesserung der Kinderbetreuung

Wiesbaden. Jeder elfte Bürger in Deutschland ist mit seinem momentanen Status auf dem Arbeitsmarkt unzufrieden. 7,4 Millionen suchen einen Job oder würden gern mehr arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt das Statistische Bundesamt in einer gestern veröffentlichten Untersuchung, die auf einer Haushaltsbefragung beruht.

Die größte Gruppe innerhalb des "ungenutzten Arbeitskräftepotenzials" bilden die 2,5 Millionen Erwerbslosen, die aktiv eine Beschäftigung suchen und auch kurzfristig für eine Anstellung zur Verfügung stehen. Dazu kommen zwei Millionen Teilzeitbeschäftigte - davon 72 Prozent Frauen - und 1,7 Millionen Menschen mit Vollzeitjobs von mindestens 32 Stunden, die dennoch mehr arbeiten wollen. Vollzeitbeschäftigte suchten meist nur kleine Zusatzjobs mit wenigen Stunden. Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial ist in Ostdeutschland deutlich höher als im Westen. Frauen sind stärker betroffen als Männer. 1,2 Millionen Menschen werden der "stillen Reserve" zugerechnet. Das sind Menschen, die zwar grundsätzlich arbeiten könnten und wollten, aber derzeit nicht suchten oder einen Job kurzfristig nicht antreten könnten.

Dem gewerkschaftsnahen IMK-Institut zufolge kann der Staat mit dem Ausbau von Kindertagesstätten und Ganztagsschulen dafür sorgen, dass mehr Frauen einen Job annehmen oder länger arbeiten. "Wenn es eine qualitativ und quantitativ bessere Kinderbetreuung gibt, dann werden auch mehr Frauen Vollzeit arbeiten", sagte IMK-Arbeitsmarktexperte Hartmut Seifert. "Es gibt ein enormes Potenzial an gut ausgebildeten Frauen, das mobilisiert werden kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen." Damit lasse sich die drohende Fachkräftelücke verkleinern. Dem stimmt die von der Wirtschaft finanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zu. "Bei der Kinderbetreuung gibt es nach wie vor den größten Handlungsbedarf", sagte Geschäftsführer Hubertus Pellengahr.