Fluggesellschaft macht noch mehr Verlust. Sparprogramm wird deshalb ausgeweitet

Berlin. Für Air Berlin wird die Lage immer schwieriger: Die Verluste steigen, die Kapitaldecke wird dünn und das wichtige Sommergeschäft läuft mau an. Um gegenzusteuern, verschärft Deutschlands zweitgrößte Airline ihr Sparprogramm. In diesem Jahr werden die Kosten um 230 Millionen Euro gedrückt - 30 Millionen Euro mehr als bisher geplant, teilte der Konzern gestern mit. Nach der Streichung von Strecken sollen nun acht Flugzeuge verkauft werden. Insgesamt mahnt Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn aber zur Geduld, bis sich der Umbau in der Bilanz zeige: "Da gibt es keine schnellen Erfolge." Die Airline mache Fortschritte. 2013 solle zumindest im operativen Geschäft ein Gewinn ausgewiesen werden. Mehdorn: "Und dann nachhaltig."

Dazu sollen auch die Passagiere über höhere Preise ihren Teil beitragen, sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer. Er bezog sich dabei vor allem auf die Durchschnittspreise, die durch die Aufgabe von unrentablen Billigstrecken und die Eröffnung von Langstreckenverbindungen gestiegen seien. Er schloss aber auch höhere Flugpreise für einzelne Verbindungen nicht aus. "Wir werden versuchen, ein adäquates Preisbild im Markt zu platzieren", sagte Hüttmeyer.

Im zweiten Quartal war der Nettoverlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 50 Prozent auf 66,2 Millionen Euro gestiegen. Der 800 Millionen Euro große Schuldenberg soll auf eine halbe Milliarde Euro gesenkt und die Kapitaldecke gestärkt werden. Das ist dringend nötig: Ende Juni lag die Eigenkapitalquote bei vier Prozent - andere Fluggesellschaften arbeiten mit 20 Prozent und mehr. "Die finanzielle Situation hat ein kritisches Level erreicht", sagte Jürgen Pieper, Analyst beim Bankhaus Metzler. Zudem sei die Passagierentwicklung besorgniserregend. Im Juli hatte Air Berlin die Kapazitäten um 5,1 Prozent gekappt - die Zahl der Reisenden ging aber mit 5,9 Prozent noch stärker zurück.