Auf 1,65 Euro je Liter verteuert sich Super zum Ende der Feriensaison. Politiker fordert eine Datenbank für Benzin- und Dieselpreise.

Hamburg/München. Pünktlich zum Ende der Ferienzeit in mehreren Bundesländern haben sich die Preise an den deutschen Zapfsäulen wieder in die Höhe geschraubt. Am Wochenende mussten Autofahrer für einen Liter Super E10 im bundesweiten Schnitt nach Angaben des ADAC wieder mehr als 1,65 Euro bezahlen - und in Hamburg lag der Preis für Superbenzin gestern an mehreren Tankstellen bei 1,649 Euro, Diesel kostete bis zu 1,519 Euro.

Den bisherigen Preishöchststand hatte die Sorte Super E10 laut ADAC mit im Schnitt 1,670 Euro am 30. März 2012 erreicht.

+++ Frau Müller macht Hamburgs Benzinpreis +++

Die erneute Preisrunde rief auch wieder die Politik auf den Plan. Hessens Verkehrsminister Florian Rentsch (FDP) erneuerte seine Forderung nach einer frei zugänglichen Datenbank für Benzin- und Dieselpreise. "Die Belastungen von Bürgern und Unternehmen an der Zapfsäule müssen gestoppt werden. Und das gilt nicht nur für Ferienbeginn und Ferienende", sagte der Minister. Nach jeder Preisrunde entflammt die politische Debatte erneut.

Rainer Wiek, Chefredakteur des Energie Informationsdienstes (EID) in Hamburg, hat wenig Verständnis für die Theorie, wonach sich die Mineralölkonzerne bei ihrer Preispolitik nach Feiertagen oder Feienterminen richten: "Zu Beginn der Hamburger Sommerferien sind die Benzinpreise hier gesunken." Für ihn steckt "zweifelsfrei" vor allem die Entwicklung am Rohölmarkt hinter der jüngsten Verteuerung an den Zapfsäulen. Seit Ende Juni haben die Notierungen für die Nordsee-Sorte Brent von knapp 90 Dollar je Barrel (159 Liter) auf zuletzt rund 114 Dollar angezogen.

Für deutsche Kunden seien die Produkte Benzin und Diesel am Rotterdamer Markt zusätzlich deshalb erheblich teurer geworden, "weil der Euro gegenüber dem Dollar immer schwächer wird", so Wiek: "Für den Euro-Raum ist das sehr unangenehm." Der Experte geht nicht davon aus, dass der Benzinpreis nur kurzfristig wieder auf ein Spitzenniveau geklettert ist. So stünden etwa auf mehreren Ölfeldern in der Nordsee wesentliche Instandsetzungsarbeiten an. Zudem gebe es am Markt Gerüchte, wonach Investoren aus spekulativen Motiven wieder größere Mengen Öl auf Tankern horten. Die Prognosen von Konjunkturpessimisten, ein kräftiger Abschwung der Weltwirtschaft werde die Ölnachfrage empfindlich schwächen, hätten sich bisher offensichtlich nicht als zutreffend erwiesen.

In der politischen Diskussion um Mittel gegen hohe Benzinpreise sind auch Modelle, die etwa die Zahl der Preisveränderungen pro Tag begrenzen und die Anbieter zwingen sollen, diese Veränderungen mitzuteilen. Solche Varianten gibt es unter anderem in Österreich oder im Westen Australiens. Der ADAC etwa lehnt solche Modelle aber ab. Sie führten tendenziell sogar zu höheren Preisen.

Unter anderem Thüringen hatte sich im Bundesrat für eine Benzinpreisbremse starkgemacht. Wie sein hessischer Kollege ist auch der dortige Verkehrsminister Christian Carius (CDU) unzufrieden mit der Umsetzung durch die Bundesregierung. Die sieht bisher nur vor, dass die Ölkonzerne ihre Preise an das Bundeskartellamt melden. Voraussichtlich im Herbst steht das Thema im Bundestag an.