Deutscher Branchenprimus macht 161 Millionen Euro Verlust. Aktienkurs bricht ein

Bonn. Der harte Preiskampf setzt Solarworld immer stärker zu. Angesichts hoher Verluste wird Solarworld-Chef Frank Asbeck seinen selbst auferlegten Verzicht auf Gehalt und Dividende wohl noch länger üben müssen: Voraussetzung für ein Salär wären schwarze Zahlen und die sieht der "Sonnenkönig" kurzfristig nicht. Nach dem ersten Halbjahr steht der Bonner Solarkonzern vielmehr schlechter da als erwartet. Der einstige Börsenstar schockierte gestern die Anleger mit tiefroten Zahlen und der miserablen Aussicht, 2012 das Ziel eines operativen Gewinns nicht zu erreichen. Wann Solarworld wieder Gewinne schreibe, das stehe "in der Sonne", sagte Asbeck.

Der Aktienkurs brach zeitweise um elf Prozent auf 1,12 Euro ein. "Die Ergebnisse sind meilenweit unter den Erwartungen", machte Sven Kürten von der DZ Bank seiner Enttäuschung Luft. "Die Zahlen sind richtig übel, der dicke Verlust kam aus heiterem Himmel", sagte ein anderer Händler. "Man sieht mal wieder, dass die Krise in der Solarindustrie überall ihre Spuren hinterlässt - auch Solarworld ist davor nicht gefeit." Hatte der Solarkonzern zum Jahresauftakt noch von der Sonderkonjunktur in Deutschland im Vorfeld der Förderkürzungen profitiert und mit Gewinnen überrascht, wurden nun die Hoffnungen zerstört, ohne große Blessuren aus der Krise zu kommen. Der von chinesischen Produzenten angefachte Preiskampf sorgte laut Asbeck im ersten Halbjahr erneut für einen Rückgang der Modulpreise um 40 Prozent. Wertberichtigungen von rund 120 Millionen Euro waren die Folge und sorgten im zweiten Quartal für einen Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 170,4 Millionen Euro. Vor Jahresfrist stand noch ein Gewinn von 41,3 Millionen Euro. Unter dem Strich lag das Minus bei 161,1 (Vorjahr: plus 9,9) Millionen Euro. Der Umsatz brach trotz Absatzsteigerungen um 44 Prozent auf rund 170 Millionen Euro ein.

"Wir erwarten 2013 ein Ende der negativen Nachrichten", sagte Asbeck. Der Preisverfall dürfte dann gestoppt sein und die Kosten weiter heruntergeschraubt. Asbeck will erneut Stellen streichen. 300 Arbeitsplätze sollen bis Ende 2012 wegfallen. Im Vorjahr mussten bereits 500 Mitarbeiter ihren Hut nehmen. Aktuell beschäftigt Solarworld noch knapp 2600 Mitarbeiter.