Rollenspiele

Die Geheimsprache der Online-Zocker

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Foto: blizzard

Sie heißen "World of Warcraft", "Dark Age of Camelot" oder "Der Herr der Ringe Online" – Internet-Rollenspiele begeistern Millionen PC-Zocker weltweit. Die haben mittlerweile eine eigene Sprache für die 3D-Welten entwickelt: eine Mischung aus Englisch und wirren Abkürzungen. WELT ONLINE listet die wichtigsten Begriffe auf.

Wenn der Tank die Aggro nicht hält, sieht es speziell für die Stoffies unter den dd's schlecht aus. Kommt dann noch Add dazu, ist ein Wipe programmiert. Erfahrene Onlinespieler werden eine solche Feststellung mit müdem Kopfnicken als Tatsache bestätigen. Dagegen dürften Laien nur Bahnhof verstehen. Onlinespiele haben sich nicht nur zum Hobby für Millionen von Menschen entwickelt. In den Spielwelten ist ganz nebenbei auch eine Sprache entstanden, die die Verständigung untereinander vereinfacht. Neueinsteiger finden sich schneller zurecht, wenn sie zumindest einige Basisbegriffe und Zusammenhänge beherrschen.

Von den unterschiedlichen Arten an Onlinespielen verbuchen die Hersteller mit den MMORPG die größten Erfolge. MMORPG, das steht für Massive Multiplayer Online Role Playing Games – Onlinerollenspiele mit sehr vielen Spielern, die ihre virtuellen Charaktere – kurz Chars oder auch Avatare genannt – durch die Fantasywelten bewegen. Das kann jeder Spieler für sich allein tun. Doch Spaß macht es vor allem in der Gruppe. Und die dafür nötigen Mitspieler werden am besten über den Chat gesucht, über den jedes Spiel verfügt.

Ist dort „4/6 lfm tank und dd“ zu lesen, heißt das nicht in erster Linie, dass es sich beim Autoren um eine schreibfaule Person handelt. Vielmehr hat er mehrere Informationen zusammengefasst: Ausgeschrieben bedeutet der Buchstaben- und Ziffernsalat, dass sich bereits vier Spieler für eine gewünschte sechsköpfige Gruppe gefunden haben (4/6). Sie suchen nach weiteren Mitgliedern für ihre Gruppe (lfm – looking for more). Wer sich dazugesellt, sollte entweder ein Tank oder ein dd sein, ein Damage Dealer.


Tank und dd's – dahinter verbirgt sich die typische Unterscheidung der Klassen, die die Spieler für ihre Figur anfangs auswählen können. Schließlich dreht sich bei Onlinespielen ein Großteil des Ablaufes darum, fiese Monster zu vermöbeln. Die wiederum werden meist nur Mobs genannt, was eigentlich Mobile Object bedeutet.

Damit das Vermöbeln klappt, steht weit vorne meist ein Krieger in dicker Rüstung, der die Prügel von dem Monster einsteckt – der Tank (Panzer). Damit er das lange genug durchhält, stehen im Hintergrund die Heiler, die mit Zaubersprüchen seine HP (Health Points, Lebenspunkte) im grünen Bereich halten. Währenddessen sorgen die Damage Dealer, die Schadens-Aussteiler, mit reichlich dps (Damage per Second, Schaden pro Sekunde) dafür, dass es sich mit den HP des Monsters genau umgekehrt verhält.

Dabei kommt es dann darauf an, dass der Tank die Aggro hält – das Monster seine Aggressionen also auslebt, indem es nur auf dessen Rüstung einprügelt. Wenn aber dummerweise ein in dünne Leinengewänder gehüllter Stoffie unter den dd's „Aggro zieht“ und Schläge einstecken muss, wird diese Spielfigur schnell leblos auf dem Boden liegen.

Und dann ist da noch der Add: Dieser Begriff ist die Abkürzung von Additional – zusätzlich. Im Spielverlauf bedeutet er, dass sich ein weiteres Monster in den Kampf einmischt. Ergebnis ist nicht selten ein Wipe: Nicht die Monster bekommen Haue, sondern die Gruppe. Alle Charaktere liegen am Boden – man könnte mit ihnen den Boden wischen.

Nicht immer ist daran aber ein Add schuld: Onlinespiele leben davon, dass Menschen miteinander spannende Dinge erleben. Nur sind Menschen eben auch nur Menschen. Tippt ein Spieler im Chat „bio“, hat das in der Regel zur Folge, dass seine Figur bewegungslos in der Onlinewelt steht, während der Spieler afk (away from keyboard, nicht an der Tastatur) im Badezimmer einem dringenden biologischen Bedürfnis nachgeht. Kommt er zurück, meldet er das mit einem „re“ für return und wird von höflichen Mitspielern mit „wb“ begrüßt: welcome back – willkommen zurück!

Mit Glück ist die gerade besiegte Gruppe nicht völlig ausgelöscht, weil der Rückkehrer seinen Char in sicherem Abstand geparkt hatte. Mit noch mehr Glück hat dieser Char die Fähigkeit, die anderen zu „rezzen“ – wiederzubeleben. Vielleicht waren sogar alle Mitglieder der Gruppe mit dem gleichen Auftrag – einer Quest – unterwegs, den sie nun erfüllt haben. Dann können sie zurück zu dem NPC (Non Player Character, eine nicht von Spielern bewegte Figur), der ihnen den Auftrag gegeben hat.

"XP" bedeutet nicht gleich "Betriebssystem"

Die Erfüllung bringt XP (Experience Points, Erfahrungspunkte) ein - für den Fortschritt der eigenen Figur. Dazu gibt es oft noch eine Belohnung, die aber oft bop ist (bound on pickup, gebunden beim Aufnehmen): Der Gegenstand bleibt an diese eine Spielfigur gebunden. Es besteht also keine Möglichkeit, sie mit einem „wts“ (want to sell, möchte verkaufen) im Chat an andere Spieler zu verhökern.

Steht der Spieler nach überstandenem Abenteuer allein da, kann er sich bei Bedarf jederzeit wieder auf „lfg“ setzen (looking für group, suche nach Gruppe), um möglichst schnell wieder mit anderen durch die Welt zu ziehen.

So fremd manche dieser Begriffe und Abkürzungen auch klingen: Nach einigen Ausflügen mit anderen Spielern wird auch aus dem unerfahrensten Noob (Newbie, Neuling) ein erfahrener Held. Er kann dann den nächsten Neueinsteiger bei seinen ersten Schritten durch die Sprachwelt der Onlinerollenspiele unterstützen.

Schlüsselbegriffe aus Online-Rollenspielen

Buff : Vorübergehender Unterstützungszauber, der bestimmte Fähigkeiten der Spielfigur verbessert. Gilde: Dauerhafter Zusammenschluss von Spielern.

Lag : Durch technische Probleme verursachter Zeitabstand zwischen der vom Spieler gewählten Aktion und deren Ausführung durch die Figur im Spiel.

LD – Linkdead : Verbindung zwischen Computer und Spielwelt wurde unterbrochen.

Loot : Gegenstände, die aus den Hinterlassenschaften eines besiegten Monsters erbeutet werden.

Mainchar : Figur, mit der ein Spieler hauptsächlich unterwegs ist.

PVE – Player versus Environment: Am meisten verbreitete Spielart. Gegner sind hier nur die vom Computer gesteuerten Monster.

PVP – Player versus Player: Hier kämpfen Spieler auch gegeneinander.

Twink : Weitere, seltener eingesetzte Spielfigur.

Quelle: Welt Online

( dpa/lw )

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