Hamburger Traditionsfirma steht dennoch besser da als die Konkurrenz. Marktanteil steigt weltweit.

Hamburg. Das weltweite Geschäft mit Faltencremes und Haarwaschmitteln ist nicht mehr krisenfest: Der erfolgsverwöhnte Hamburger Beiersdorf-Konzern (Nivea, Eucerin) musste im ersten Halbjahr Rückgänge bei Umsatz und Gewinn verkraften, schnitt dennoch besser ab als viele Konkurrenten. Der Konzernumsatz lag mit 2,9 Milliarden Euro 4,8 Prozent unter dem Vorjahr. Das betriebliche Ergebnis fiel um rund 25 Prozent auf 291 Millionen Euro.

Für den wichtigsten Unternehmensbereich Consumer (Körperpflegemittel, Kosmetik) sank der Umsatz um 2,1 Prozent auf 2,59 Milliarden Euro. Schlimmer als in der Kosmetik ist die Lage bei der Klebstofftochter Tesa: Hier sanken die Erlöse um 21 Prozent auf 348 Millionen Euro, der Gewinn brach auf sieben Millionen Euro ein. Die Beiersdorf-Aktie gab gestern um 1,58 Prozent auf 34,92 Euro nach. Die Analysten von SRH AlsterResearch stuften das Papier auf "Kaufen" ein. Die Experten bewerteten die vorgelegten Zahlen als positiv. Das Abendblatt sprach mit Beiersdorf-Chef Thomas-B. Quaas.

Abendblatt:

Herr Quaas, einen so starken Einbruch im Geschäft wie im ersten Halbjahr 2009 haben Sie sicherlich noch nie erlebt. Was ist passiert?

Thomas-B. Quaas:

Es stimmt, einen solchen weltweiten Einbruch in den Kosmetik- und Körperpflegemärkten hat es noch nie gegeben. Auch Beiersdorf konnte sich von dieser Entwicklung nicht abkoppeln.

Abendblatt:

Bei Tesa gibt es bereits Kurzarbeit in Deutschland. Zudem sollen weltweit 400 der 3900 Stellen abgebaut werden. Planen Sie auch in anderen Beiersdorf-Sparten Sparprogramme?

Quaas:

Aus heutiger Sicht nein. Wir haben bereits alles getan, um aus der jetzigen Situation heil herauszukommen. Wenn man allerdings in die Zukunft blickt, kann man nichts ausschließen.

Abendblatt:

Werden Sie infolge der Krise für die Forschung oder die Werbung weniger Geld ausgeben?

Quaas:

Nein. Wir sind als Reaktion auf die weltweite Entwicklung in vielen Bereichen auf die Kostenbremse getreten, werden dies aber keinesfalls bei den Investitionen in Marketing- und Forschung und Entwicklung tun. Diese halten wir auf dem hohen Niveau der Vorjahre, um unser Geschäft auch in den nächsten Jahren sicherzustellen.

Abendblatt:

Was prognostizieren Sie für das laufende Geschäftsjahr?

Quaas:

Der Gesamtmarkt für Kosmetik und Körperpflege, in dem wir uns weltweit bewegen, wird leicht unter den Zahlen von 2008 liegen. Und in diesem Gesamtmarkt werden wir mit unserem Consumergeschäft, also unseren globalen Kosmetikmarken Nivea und Eucerin sowie La Prairie, insgesamt leicht über dem Vorjahr abschneiden. Das heißt, ich erwarte auch in diesem Jahr wie schon in der Vergangenheit einen weiteren Ausbau unserer weltweiten Marktanteile.

Abendblatt:

Woher kommt Ihr Optimismus, nachdem Beiersdorf im ersten Halbjahr weniger umsetzte als im Vorjahreszeitraum?

Quaas:

Nach dem zweiten Quartal 2009 lagen wir im Consumergeschäft mit einem Plus von 0,3 Prozent schon wieder über den Ergebnissen von 2008. Damit haben wir uns gegenüber den ersten drei Monaten deutlich verbessert. Und wir werden auch im Rest des Jahres nicht nachlassen.

Abendblatt:

Wie wird dieses Jahr für den Gesamtkonzern enden?

Quaas:

Es wird leicht unter Vorjahr liegen. Das liegt an der Kombination von Consumer und Tesa. Mit Tesa werden wir weniger erlösen als 2008. Aber, um es deutlich zu sagen: Auch Tesa wird besser abschneiden als die Konkurrenz und Marktanteile gewinnen.

Abendblatt:

Wann werden die Weltmärkte für Kosmetik und Körperpflege wieder anziehen?

Quaas:

Wir haben natürlich gehofft, dass wir bald eine Trendwende sehen. Aber leider zeichnet es sich mittlerweile ab, dass der Weltmarkt in diesem Jahr und ins nächste hinein noch schwach bleiben wird. Eine klare Trendwende sehe ich für 2010 noch nicht, jedenfalls aus heutiger Sicht.

Abendblatt:

Sie haben in der Vergangenheit gesagt, dass der Marktanteil von Beiersdorf weltweit bis 2010 auf 5,5 Prozent steigen soll. Ist dieses Ziel nun wegen der Krise gefährdet?

Quaas:

Nein, wir hatten Ende 2008 bereits 4,9 Prozent. Die fehlenden 0,6 Prozentpunkte werden wir Ende 2010 erreicht haben.

Abendblatt:

Marktanteile lassen sich durch Übernahmen steigern. Sie haben 1,5 Milliarden Euro in der Kriegskasse. Gleichzeitig sind einige Hersteller jetzt zum Schnäppchenpreis zu bekommen. Plant Beiersdorf Zukäufe?

Quaas:

Nur weil etwas billig ist, würden wir nicht zugreifen. Wir achten bei potenziellen Akquisitionsmöglichkeiten immer auf die Produktqualität, die einhergeht mit guten Marktanteilen. Wir müssen beim Thema Zukäufe aber nicht hektisch handeln. In der Vergangenheit haben wir gezeigt, dass wir mit unseren eigenen Marken erfolgreich wachsen können.