Der Trend geht zum Komplettanbieter in der Kommunikation. Die Tarife sinken allerdings vorerst nicht. Und die Verbraucherschützer sind skeptisch, wenn alles aus einer Hand kommt.

Hamburg. Der Kampf um die deutschen Handykunden wird immer heftiger. Nach Internetanbietern und Lebensmitteldiscountern drängen nun auch die Kabelnetzbetreiber auf den Mobilfunkmarkt. Marktführer Kabel Deutschland (KDG) startet heute mit einem eigenen Handytarif in Zusammenarbeit mit dem Partner O2. Auch kleinere Hamburger Anbieter wie Martens und Willy.tel wollen auf dem hart umkämpften Markt mitmischen.

Kabel Deutschland hatte bereits in den vergangenen Jahren sein Angebot über das Fernsehen hinaus auf Internet und Telefonfestnetz ausgeweitet. Mit der neuen Handyofferte ist der Kabelkonzern nun ähnlich breit aufgestellt wie die großen Telekommunikationsanbieter. Vor allem der Deutschen Telekom will KDG damit Konkurrenz machen.

Schon im vergangenen Jahr konnte der Kabelriese die Zahl seiner Internet- und Telefonabonnements um 50 Prozent auf mehr als 1,2 Millionen steigern. "Wir haben festgestellt, dass sich immer mehr unserer Kunden eine Komplettversorgung aus einer Hand wünschen", sagte eine KDG-Sprecherin dem Abendblatt. Die Erfahrungen anderer Kabelnetzbetreiber aus dem Ausland zeigten, dass es ein großes Potenzial für Bündelangebote gebe.

Nach eigenen Angaben bietet der Kabelkonzern das Telefonieren per Handy ohne Mindestvertragslaufzeit, monatlicher Grundgebühr und Mindestumsatz an. Gespräche mit anderen Kunden von Kabel Deutschland sind kostenlos. Telefonate ins deutsche Festnetz oder zu anderen Mobilfunkanbietern kosten 15 Cent pro Minute. Genutzt wird das Handynetz von O2.

Doch diese Versprechungen stimmen nur zum Teil. Tatsächlich lässt sich das Mobilfunkangebot nur im Rahmen eines Pakets mit Internet oder Festnetzanschluss bestellen. Die Preise dafür beginnen bei 9,90 Euro im Monat. Auch die technischen Voraussetzungen sind vergleichsweise hoch. Wegen der Kombination mit den anderen Angeboten brauchen die Nutzer einen Zugang zum Kabelnetz. Ein eigenes Handy muss ebenfalls schon vorhanden sein.

Neben Kabel Deutschland drängen auch kleinere Kabelnetzbetreiber aus Hamburg in den Mobilfunkmarkt. So hat die Martens Antennen- und Kabelanlagengesellschaft ihre Angebotspalette in Kooperation mit E-Plus gerade um zwei Handytarife erweitert. Für eine Flatrate ins deutsche Festnetz zahlen die Kunden hier 15,95 Euro im Monat, wobei Gespräche in andere Mobilfunknetze 19 Cent pro Minute kosten. Daneben gibt es auch einen Tarif ohne Flatrate.

Konkurrent Willy.tel arbeitet ebenfalls fieberhaft an einem eigenen Handyangebot, steckt aber noch in den Verhandlungen mit mehreren Mobilfunknetzbetreibern. "Wir werden spätestens Anfang nächsten Jahres mit einem Mobilfunkangebot starten", sagt Geschäftsführer Bernd Thielk dem Abendblatt. Der Trend gehe immer mehr zu einer Komplettversorgung mit TV, Internet, Telefon und Handy.

Bei der Deutschen Telekom sieht man die Angriffe zumindest offiziell gelassen. "Es ist naheliegend, dass die Kabelnetzanbieter auch in den Mobilfunkmarkt expandieren", sagte ein Sprecher in Bonn. "Das macht uns aber keine Angst." Im Wettbewerb mit dem Kabel sehe sich der Konzern gut aufgestellt. Die Telekom hat bereits zum Gegenschlag ausgeholt und dringt mit Fernsehen über das Internetprotokoll ihrerseits ins Geschäftsfeld der Kabelanbieter vor. Bislang aber mit mäßigem Erfolg. Im vergangenen Jahr verfehlte der Bonner Konzern das Ziel von einer halben Million TV-Kunden knapp.

"Die Ausflüge der Kabelnetzbetreiber ins Mobilfunkgeschäft zeigen, dass die Telekommunikationsmärkte immer weiter zusammenwachsen", sagt Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Branchenverbands VATM. "Der Trend zur Komplettversorgung mit Fernsehen, Internet, Telefon und Handy wird sich weiter fortsetzen." Günstigere Handytarife erwartet er durch diese Entwicklung allerdings nicht.

Aus Sicht der Verbraucherzentrale Hamburg bieten die Komplettangebote zwar die Möglichkeit zu einem Schnäppchen, bergen aber Risiken. "Für den Kunden kann es gefährlich sein, sich mit Internet, Telefon und Handy an einen Anbieter zu binden", sagt Experte Hans Fluhme. "Wenn es Probleme gibt, ist man möglicherweise komplett von der Außenwelt abgeschnitten."