Konzern kann sich Übernahme von Konkurrenten vorstellen. Neue Vertriebswege in Kaufhäusern.

Hamburg. Als Profiteur der Wirtschaftskrise will sich Roland Werner nicht sehen. Aber er gehört bislang auch nicht zu den Verlierern. "Modeschmuck mit einem günstigen Preis-Leistungsverhältnis kommt auch in der Krise gut an", sagte der Chef und Mitinhaber des Hamburger Modeschmuckfilialisten Bijou Brigitte gestern in Hamburg. Wohl auch deshalb hat das Unternehmen im vergangenen Jahr das beste Ergebnis in seiner nunmehr 45-jährigen Geschichte erzielt. Der Konzerngewinn kletterte um 2,8 Prozent auf 82,6 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 2,4 Prozent auf 375,7 Millionen Euro.

Allerdings kam das Wachstum nur dank der Eröffnung von 95 neuen Filialen zustande. Flächenbereinigt ging der Umsatz zurück, weil vor allem in Spanien, Portugal und Frankreich der Konsum wegen der Krise schwächelte. In Osteuropa wurde das Geschäft durch die schwächeren lokalen Währungen belastet. Auch in den USA brachen die Verkäufe infolge der Immobilienkrise weiter ein. In Deutschland hingegen blieb der Markt stabil. Insgesamt betreibt das Unternehmen derzeit 1085 Läden.

Im ersten Quartal 2009 stiegen die Erlöse nochmals um 0,1 Prozent auf 76,1 Millionen Euro. Allerdings sank das Ergebnis nach Steuern um 28 Prozent auf 8,8 Millionen Euro. Grund seien die Kosten für die Neueröffnung der Filialen. Zudem fiel das Osterfest, an dem viel Schmuck verschenkt wird, dieses Jahr ins zweite Quartal, 2008 war es im März. Eine Prognose für das gesamte Jahr will Bijou Brigitte wegen der derzeitigen Wirtschaftslage nicht abgeben. Allerdings glaubt der Chef, dass auch das zweite Quartal mit rückläufigen Zahlen beendet werden könnte.

Dennoch ist Werner, der den Vorstandsvorsitz von seinem Vater Friedrich-Wilhelm Werner am 1. Januar übernahm, zuversichtlich, dass Bijou Brigitte gut gegen die Krise gerüstet ist. "Wir sind schuldenfrei und haben einen sehr hohen Eigenkapitalanteil. An unserem erfolgreichen Geschäftsmodell ändert sich nichts", sagte er. Selbst die Übernahme von Mitbewerbern, die von der Krise getroffen werden, könne man sich vorstellen. Das Unternehmen hat derzeit eine Eigenkapitalquote von 82,5 Prozent und verfügt über 154 Millionen Euro an flüssigen Mitteln und 280 000 eigene Aktien, die ebenfalls als "Akquisitionswährung" genutzt werden können. Allerdings müsse sich eine Übernahme auch rechnen.

In diesem Jahr sollen weitere 80 Geschäfte hinzukommen, davon 30 in Deutschland. Bislang setzte das Unternehmen vor allem auf Standorte in Großstädten. Jetzt will Werner zudem prosperierende deutsche Mittelstädte mit kaufkräftigem Umland erschließen. Auch die Expansion in weitere Länder, etwa in Skandinavien oder in die Türkei, Bulgarien und Rumänien ist geplant.

Weiteres Wachstum soll durch neue Vertriebskanäle kommen. 2008 wurden eigens dafür drehbare Schmuckträger entworfen, auf denen Bijou Brigitte erstmals jeweils rund 1200 Artikel in Warenhäusern anbietet. In den Filialen sind es gut 9000 verschiedene Angebote - vom einfachen Armreif über Gürtel, Tücher, Ketten und Taschen bis hin zum Silberschmuck. Mehr als 100 Standorte bei Kaufhof und Karstadt gibt es bereits, weitere sollen laut Werner folgen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen (umgerechnet auf Vollzeitstellen) 3345 Mitarbeiter, nach 3187 im Jahr 2007. In Hamburg sind in der Zentrale und in den 18 Filialen rund 440 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Börse quittierte die gestern vorgelegte Bilanz wegen der ungewissen Aussichten für dieses Jahr mit leichten Kursabschlägen. Die Aktie notierte bei 77,01 Euro und damit 0,45 Prozent niedriger als am Montag.