Handelskonzern steckt noch immer in den roten Zahlen, kündigt aber für 2012 Aufholjagd an

Düsseldorf. Mancher Beobachter hatte ein Gemetzel erwartet, eine Gewinnwarnung des größten deutschen Handelskonzerns. Doch dann präsentierte Metro-Chef Olaf Koch neben einem gestiegenen Umsatz im ersten Halbjahr auch erste Verbesserungen beim Ergebnis. Als Folge lag die Aktie daraufhin den ganzen Tag im Plus. "Wir haben trotz starken Gegenwinds an Fahrt gewonnen", sagte Koch mit Blick auf die Probleme der Euro-Krise.

Er sieht seinen Kurs der Umsatzsteigerung durch gesenkte Preise bestätigt. Dennoch ist das Metro-Ergebnis auch nach dem zweiten Quartal weiter schlecht: Der Konzern verbuchte einen Halbjahres-Verlust von 110 Millionen Euro. Koch gab sich überzeugt, dass Metro im zweiten Halbjahr kräftig aufholen und im Dezember beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn auf Vorjahresniveau liegen wird.

Die Halbjahreszahlen seien noch kein Grund für Euphorie, "aber sie stimmen uns zuversichtlich", sagte Koch. Dass er einen weiteren Absturz des Aktienkurses verhindern konnte, wird er erleichtert aufgenommen haben. Denn der Metro droht schon in wenigen Wochen der Abstieg aus dem Deutschen Aktienindex DAX in die zweite Börsenliga, den MDAX, falls der Kurs weiter sinken sollte.

Seit Koch zu Jahresbeginn vom Finanzvorstand zum obersten Metro-Mann aufgestiegen ist, hat er unter anderem Preise gesenkt: Rund 70 Millionen Euro hat das die Elektronikhandelskette Media Saturn gekostet, weitere 50 Millionen Euro die anderen Sparten wie den Großhandel.

Dadurch soll Metro wieder wettbewerbsfähiger werden. Und tatsächlich stieg der Umsatz im ersten Halbjahr um 2,5 Prozent auf 31,5 Milliarden Euro. Laut Koch waren es aber keineswegs nur die niedrigeren Preise, die ihm ein negatives Ergebnis bescherten. "Die Preissenkungen konnten durch Einsparungen überkompensiert werden." Vielmehr hätten vor allem die Kosten für die Trennung von den britischen Großhandelsläden und Rückstellungen das Ergebnis verhagelt - sowie gesteigerte Investitionen für neue Läden. Dagegen sei der Cash Flow gestiegen und die Verschuldung gesunken. Das Effizienzprogramm - unter anderem werden 900 Stellen gestrichen - werde statt der erwarteten 100 Millionen sogar insgesamt 120 Millionen Euro Ersparnis pro Jahr bringen. Im ersten Halbjahr gewannen Real und Kaufhof beim operativen Ergebnis, während die Großhandelssparte Cash&Carry wegen der Umbaukosten verlor.

Voll des Lobes war Koch für ein Konzern-Unternehmen, das er vor einem Jahr noch als eine der größten Baustellen darstellte: Media Saturn. Und das, obwohl der Elektronikhändler seine Verluste gegenüber dem Vorquartal gesteigert hat. Immerhin schaffte die Kette ihren besten Quartalsumsatz seit mehr als drei Jahren - wegen der umfangreichen Preissenkungen und auch deshalb, weil Europas Marktführer endlich ins Online-Geschäft eingestiegen ist.

MediaMarkt.de, Saturn.de und der reine Onlinehändler Redcoon schafften zusammen einen Halbjahresumsatz von 322 Millionen Euro. Koch räumte ein, dass das zwar angesichts eines Halbjahres-Umsatzes von 9,5 Milliarden Euro noch eine kleine Summe sei, aber es zeige "das gewaltige Wachstumspotenzial. Wer Media Saturn zum alten Eisen zählt, der irrt", so Koch. Erst im Herbst 2011 - viel später als die Konkurrenz - hatte die Gruppe ihre Online-Offensive gestartet.