Umstrittener Manager soll Posten beim europäischen Automobilverband Acea räumen. Zuvor hatte er den Wolfsburgern rücksichtslose Preispolitik vorgeworfen

Wolfsburg. Mitten in der Absatzkrise auf dem europäischen Automarkt ist zwischen Branchenführer Volkswagen und dem angeschlagenen Autobauer Fiat ein massiver Streit entbrannt. VW forderte den Vorsitzenden des europäischen Autoherstellerverbands Acea, Fiat-Chef Sergio Marchionne, zum Rücktritt auf. Marchionne sei als Präsident des Verbands untragbar und solle gehen, erklärte VW-Kommunikationschef Stephan Grühsem. Hintergrund ist ein von der "New York Times" zitierter Vorwurf Marchionnes, Volkswagen betreibe eine rücksichtslose und zerstörerische Preispolitik. "Bei der Preisgestaltung gibt es ein Blutbad. Das ist ein Blutbad bei den Margen", wurde Marchionne zitiert. Indem die Wolfsburger aggressive Rabatte gewährten, nutzten sie die Krise, um Marktanteile zu gewinnen.

Von Fiat oder Marchionne gab es bis zum Freitagmittag keine Reaktion auf die Aussagen von VW. VW-Kommunikationschef Grühsem hatte erklärte, angesichts der Äußerungen Marchionnes sei auch ein Austritt aus dem Acea eine Option für Volkswagen. VW ist ein Schwergewicht in dem Verband. Der 1991 gegründete Autobauerverband Acea vertritt die Interessen von 16 Herstellern von Autos, Lastwagen und Bussen auf europäischer Ebene. Fiat leidet unter massiven Absatzproblemen.

Der Konflikt zwischen VW und Fiat kommt zu einer Zeit, in der der Fahrzeugmarkt in der EU seit Monaten auf Talfahrt ist. Dies trifft die Hersteller hart, die von Europa abhängig sind - neben der europäischen Nummer zwei PSA Peugeot Citroën sind dies auch Opel und Fiat.

Der VW-Konzern dagegen ist dank seiner breiten Aufstellung und der Stärke vor allem in China und den USA auf Erfolgskurs. Im ersten Halbjahr verdiente der Konzern unterm Strich mehr als 8,8 Milliarden Euro, fast 36 Prozent mehr als bis zur Jahresmitte 2011.

Die Autoindustrie steuert daher immer mehr auf eine Zweiklassengesellschaft zu. Zu den Gewinnern zählen derzeit auch die deutschen Oberklassehersteller Daimler und BMW. Auch Porsche steht glänzend da. Der Sportwagenhersteller erzielte in den ersten sechs Monaten des Jahres ein operatives Ergebnis von 1,26 Milliarden Euro und damit einen Zuwachs von einem Fünftel, wie er am Freitag mitteilte. Der Umsatz stieg im Berichtszeitraum um 29,3 Prozent auf 6,76 Milliarden Euro. Der Absatz legte um 22,5 Prozent auf 68 940 Fahrzeuge zu.