München. Die aufziehende Wirtschaftskrise verdirbt Siemens die Geschäfte. Konzernchef Peter Löscher stimmte Investoren und Belegschaft gestern nach einem herben Auftragseinbruch auf schlechtere Zeiten ein. Das Jahresziel, ein Gewinn aus fortgeführtem Geschäft von mindestens 5,2 Milliarden Euro, stellte er unter Vorbehalt: "Angesichts des verschlechterten Umfelds ist es schwieriger geworden, unsere Prognose für das Geschäftsjahr zu erreichen." Die Aktie verlor daraufhin bis zum Nachmittag zwei Prozent.

Der Auftragseingang sackte im dritten Geschäftsquartal um ein Drittel auf 17,8 Milliarden Euro ab. Vor allem in China und Europa werde weniger bestellt, gerade Großprojekte wie Kraftwerksbauten oder große Zugaufträge blieben aus, klagte Löscher. Im abgelaufenen Quartal profitierte Siemens noch von dem hohen Auftragsbestand und steigerte den Umsatz um ein Zehntel auf 19,5 Milliarden Euro. Der Gesamtgewinn der Münchner legte wegen hoher Sonderlasten im Vergleichszeitraum um 70 Prozent auf 850 Millionen Euro zu, blieb aber deutlich hinter den Erwartungen der Analysten zurück.

Löscher kündigte für den Oktober ein Sparprogramm an, das den Fokus auf Kosten, Produktivität und Effizienz legt. Siemens solle "schlank, schnell und agil" werden, sagte der Vorstandsvorsitzende. Stellenabbau schloss er nicht aus. Derzeit beschäftigt der DAX-Konzern 410 000 Mitarbeiter, 129 000 davon in Deutschland.

Löscher ist es zudem nicht gelungen, die Tochter Osram Investoren schmackhaft zu machen. Der Börsengang wurde abgesagt. Siemens will die Leuchtmittelfirma nun im Frühjahr 2013 seinen eigenen Aktionären schenken und einen Minderheitsanteil behalten. Die Konkurrenz aus Asien macht der Tochter zu schaffen.