Verkaufszahlen brechen ein. Peugeot-Citroën und Ford mit großen Verlusten. Daimler hält sich wacker. Frankreich plant Staatshilfe

Paris/Stuttgart. Immer mehr Autobauer fahren wegen der Schuldenkrise massive Verluste in Europa ein. Vor allem von hohen Verkaufszahlen abhängige Hersteller spüren heftigen Gegenwind. Ford rechnet angesichts der größten Absatzkrise seit fast 20 Jahren für dieses Jahr mit einem Milliardenverlust in der Region. Der französische Autohersteller PSA Peugeot Citroën wies im Halbjahr wegen schlechter Geschäfte einen Nettoverlust von 819 Millionen Euro aus. Im Vorjahr stand noch ein Gewinn in dieser Größenordnung. Das hat die Regierung auf den Plan gerufen. Trotz leerer Staatskassen legt der sozialistische Präsident François Hollande ein Miniprogramm zur Ankurbelung der Branche auf.

Der PSA-Verlust fiel schlimmer aus als befürchtet, teilte das Unternehmen mit. PSA kündigte gestern ein Sparprogramm in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bis 2015 an. Bei PSA ist es die zweiteHiobsbotschaft binnen Kurzem. Erst vor knapp zwei Wochen hatten die Franzosen angekündigt, sie wollten ein Werk schließen und 8000 Stellen streichen. PSA kämpft besonders mit der Konjunkturschwäche in Südeuropa, wo der Autobauer traditionell einen Großteil seiner Geschäfte macht.

Die Regierung in Paris will der heimischen Autoindustrie - neben PSA gehört dazu Renault - nun mit einem Hilfsprogramm unter die Arme greifen. Der Erwerb eines Elektro-Autos wird künftig mit 7000 statt bisher 5000 Euro gefördert, der von Hybridwagen mit 4000 statt bisher 2000 Euro.

Der Automarkt in der EU ist seit Monaten auf Talfahrt, vor allem in den Euro-Krisenländern Spanien und Italien, aber auch in Frankreich. In den ersten sechs Monaten wurden in Europa so wenig Autos verkauft wie zuletzt 1994. Dies trifft vor allem die Hersteller hart, die von Europa abhängig sind - neben PSA sind dies auch Opel und Fiat. Sie kämpfen mit Überkapazitäten.

Auch bei Ford drohen wegen stark rückläufiger Verkäufe harte Einschnitte. Allein im zweiten Quartal fuhrder US-Autobauer in seinem Europageschäft einen operativen Verlust von404 Millionen Dollar ein (332 Millionen Euro), nach 176 Millionen Dollar Gewinn ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr dürfte in Europa ein Verlust von mehr als einer Milliarde Dollar anfallen, schätzt Ford. Es gibt Spekulationen über die Schließung eines Werkes. Das Management steht unter hohem Druck. Denn die Probleme in Europa schlagen mit voller Wucht auf den Gesamtkonzern durch. Nur dank eines florierenden US- und Asien-Geschäfts hielt sich der Umsatzschwund mit sechs Prozent auf 33,3 Milliarden Dollar in Grenzen. Auch die General-Motors-Tochter Opel kämpft ums Überleben. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Europa-Absatz des Herstellers um 15 Prozent; seit fast 20 Jahren sinkt der Marktanteil stetig. Seit Jahren wird Opel schon saniert, die Belegschaft hat auf Gehalt verzichtet - die Spekulationen über Werksschließungen halten sich dennoch hartnäckig.

Von den Massenherstellern zeigte nur der breit aufgestellte Volkswagen-Konzern Stärke. Neben dem robusten Heimatmarkt profitierten die Wolfsburger auch vom Wachstum in China und den USA. Diese Regionen sind auch die Stützen der Oberklasse-Hersteller. Zwar spürt auch Daimler mittlerweile die Probleme, kann aber in Übersee und mit Lkw für Entlastung sorgen. Die Stuttgarter setzten im ersten Halbjahr so viele Autos ab wie nie zuvor und steigerten den Umsatz um zehn Prozent auf 28,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdienten sie aber im zweiten Quartal 2012 mit rund 1,5 Milliarden Euro elf Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Den Gewinnrückgang erklärte das Unternehmen auch mit hohen Investitionen für die Mercedes-Modellpalette und die Lkw-Sparte.