Bis zu 100 Millionen Euro bietet Clemens Vedder der angeschlagenen Baumarktkette über seinen Fonds Goldsmith Group an

Hamburg/Berlin. Der Machtkampf um die kriselnde Baumarktkette Praktiker spitzt sich zu. Der Finanzinvestor Clemens Vedder kündigte gestern an, sich mit einer Finanzspritze von zunächst 30 Millionen Euro an der Rettung des Unternehmens beteiligen zu wollen. Die Mittel könnten bis auf 100 Millionen Euro aufgestockt werden, sagte ein Sprecher des Investors in Berlin. Ziel sei, die mehr als 10 000Arbeitsplätze bei Praktiker und der Schwestermarke Max Bahr zu erhalten.

"Ich bin überzeugt davon, dass die Restrukturierung von Praktiker erfolgreich umgesetzt und das Unternehmen wieder in die Gewinnzone geführt werden kann", sagte Vedder. Er will aber nicht nur Kreditgeber sein, sondern "die Restrukturierung aktiv begleiten".

Den bisher vom Praktiker-Vorstandgeplanten Einstieg des US-Finanzinvestors Anchorage kritisierte er. Anchorage soll 17 Prozent Zinsen für das 85-Millionen-Euro-Darlehen erhalten sowie als Sicherheit die profitable Hamburger Tochter Max Bahr mit 78 Filialen. Kritiker sehen die Gefahr, dass Anchorage Praktiker, dessen Zentrale im September nach Hamburg zieht,gezielt in die Insolvenz führen könnte, um sich dann Max Bahr zu schnappen. Vedder bietet laut einem Sprecher über seinen Fonds, die Goldsmith Group, niedrigere Zinsen als Anchorage.

Vedder gilt als erfahrener Investor, der bereits bei der Commerzbank, der früheren Supermarktkette Spar und anderen Firmen aktiv war. In Berichten wurde er als Firmenjäger bezeichnet, der unterbewertete Unternehmen findet und die Werte hebt. Laut dem Fonds-Sprecher hat Vedder bisher keinen Kontakt zum Praktiker-Vorstand um den Vorsitzenden Kay Hafner. Auch der Vertreterin der Großaktionäre Isabella de Krassny, einer Gegnerin von Anchorage, habe er sein Finanzierungsmodell nicht vorgestellt. Genaue Eckpunkte des Angebots blieben ebenfalls offen. Praktiker war infolge seiner jahrelangen Billigstrategie ("20 Prozent auf alles") und wegen Missmanagements in die roten Zahlen gerutscht. 2011 machte das Unternehmen mehr als 500 Millionen Euro Verlust. Die Baumarktkette ist hoch verschuldet. Zur Sanierung braucht sie dringend frisches Geld. Praktiker legt heute Geschäftszahlen vor.