US-Konzern enttäuscht trotz Gewinnsteigerung Analysten

Cupertino. Auch Apple ist verwundbar: Bereits zum zweiten Malbinnen eines Jahres verfehlte deriPhone-Hersteller mit seinen Quartalszahlen die hochgesteckten Erwartungen. Der erfolgsverwöhnte Technologiekonzern muss der Krise in Europa Tribut zollen sowie den Produktzyklen der Smartphone-Branche. Die Kunden warten mit dem Kauf von iPhones, weil im Herbst eine komplett neue Variante des Absatzschlagers auf den Markt kommt. Konzernchef Tim Cook machte zudem eine schleppende Nachfrage in Deutschland und Frankreich für die dürftigen Ergebnisse verantwortlich.

Aus Sicht von Analysten sind die Schwierigkeiten des wertvollsten Technologiekonzerns der Welt zwar Luxusprobleme - doch sie bleiben Probleme. "Apple ist in der ganz seltenen Situation, dass es von der Wall Street abgestraft wird, wenn es nicht exzessiv erfolgreich ist", sagte John Jackson von CCS Insight. Im vergangenen Quartal erzielte das Unternehmen zwar beachtliche Zuwächse: Der Umsatz von 35 Milliarden Dollar (28,9 Milliarden Euro) lag 23 Prozent über dem Niveau vor einem Jahr, der Nettogewinn legte um 21 Prozent auf 8,8 Milliarden Dollar zu.

Auch der Quartalsabsatz von 17 Millionen Stück des Tablet-PC iPad übertraf die Erwartungen. Doch im Vergleich zum Vorquartal gingen Umsätze und iPhone-Verkäufe kräftig zurück. Apple lieferte 26 Millionen iPhones aus - für Analysten zu wenig, weil das Gerät mehr als die Hälfte des Umsatzes des US-Konzerns ausmacht. "Es ist wirklich das iPhone-Unternehmen", sagte Analyst Colin Gillis von BGC Partners. "Das iPad ist nicht stark genug."

Vor allem ein südkoreanischer Rivale macht dem kalifornischen Konzern das Leben schwer. Samsung hat fast doppelt so viele Smartphones wie Apple ausgeliefert, das neue Galaxy S3 ist längst auf dem Markt und erregt unter anderem mit seinem Riesendisplay von 4,8 Zoll (12,2 Zentimeter) viel Aufsehen. Apples aktuelles iPhone 4S wirkt mit seinen 3,5 Zoll geradezu winzig dagegen. Fans hoffen beim Nachfolger, der laut Gerüchten schon in Asien produziert werden soll und im September auf den Markt kommen könnte, auf mindestens vier Zoll.

Auch beim Preis ist Apple unter Druck geraten: Im Geschäft mit weniger spendablen Kunden punkten Samsung und andere Android-Anbieter mit Smartphones, die ähnlich aussehen und eine vergleichbare Funktionsvielfalt versprechen wie das aktuelle iPhone, aber nur die Hälfte kosten. Apple könne sich insgesamt dazu veranlasst sehen, eine größere Preisflexibilität zu testen, sagte Mark Moskowitz von JPMorgan.

Der Chef versucht derweil, die Enttäuschung der Analysten - die Aktie verlor gestern rund fünf Prozent und riss auch Zulieferer mit - zu beschwichtigen: "Die Leute wollen das nächste Ding - und darüber bin ich superfroh", sagt Cook mit Blick auf das iPhone 5. Äußerlich lässt er sich keinerlei Enttäuschung anmerken. "Wir sind zufrieden, wie sich das Geschäft entwickelt hat", versichert auch Finanzchef PeterOppenheimer. China wächst rasant, die USA halten sich. Allerdings lahmt das Geschäft in Europa angesichts der Schuldenkrise.