Deutschland-Zentrale zieht in die Nähe von Frankfurt

Norderstedt. Schwerer Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Norderstedt: Die Stadt verliert die Deutschland-Zentrale von Roland, dem Weltmarktführer für elektronische Musikinstrumente. Wie Unternehmenssprecher Kai Bestmann dem Abendblatt bestätigte, wird Roland die Zentrale Anfang Oktober ins hessische Nauheim in der Nähe von Frankfurt verlagern. Gut 40 Arbeitsplätze gehen dadurch im Großraum Hamburg verloren.

Der japanische Konzern ist in der Musikszene vor allem durch seine Synthesizer, digitalen Pianos und Keyboards bekannt, hat sich mittlerweile aber auch zum größten Hersteller digitaler Schlagzeuge entwickelt. Mit dem Umzug ins Rhein-Main-Gebiet will Roland näher an die großen Musikhändler heranrücken, die überwiegend im süddeutschen Raum angesiedelt sind. Zudem entwickle sich die Region zu einem "zunehmend wichtigen Standort der Musikindustrie", wie Deutschland-Geschäftsführer Markus Sailer erklärte. Dafür stehe auch die Frankfurter Musikmesse als Leitveranstaltung der Branche.

Die Norderstedter Beschäftigten von Roland sind allerdings ausgesprochen erbost über die Verlagerung des Standorts und halten die Argumente des Geschäftsführers lediglich für vorgeschoben. "Es sieht so aus, als ob sich die Geschäftsleitung durch den Umzug vor allem der älteren Belegschaft entledigen will", sagt der Betriebsratsvorsitzende von Roland, Thomas Jobmann, dem Abendblatt. Von den noch verbliebenen 42 Beschäftigten in Norderstedt hätten zwar alle das Angebot erhalten, in die Nähe von Frankfurt umzuziehen. Die meisten hätten sich aber im Großraum Hamburg ihren Lebensmittelpunkt aufgebaut und könnten hier ihre Zelte nicht einfach abbrechen.

Nur drei Mitarbeiter wollen laut Jobmann mit nach Nauheim gehen. Alle anderen stünden nun vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Für die meist hoch spezialisierten Vertriebler werde es schwer, eine neue Stelle auf dem überschaubaren Musikmarkt zu finden. Eine Transfergesellschaft für die Betroffenen habe die Geschäftsführung ebenfalls abgelehnt.

Für Norderstedt ist der Wegzug von Roland ein Rückschlag in dem Bemühen, die Stadt für mehr Firmen interessant zu machen. Erst im Frühjahr hatte die Beiersdorf-Tochter Tesa bekannt gegeben, ihre Zentrale von Hamburg in die schleswig-holsteinische Nachbarstadt verlegen zu wollen. Bis 2015 sollen rund 800 Mitarbeiter des Klebstoffspezialisten in ein Gewerbegebiet in der Nähe der Hamburger Stadtgrenze umziehen.